Die Stimmung in unserem Land befindet sich – gefühlt – nahe des Tiefpunkts. Weite Teile der Bevölkerung sind mit der Regierung unzufrieden. Trump schiesst laufend quer. Die Krisen in der Ukraine und im nahen Osten sind weiterhin ungelöst.
Doch während diese Themen in den Schlagzeilen stehen, schleicht sich ein anderes Problem still und leise in unser Leben: die Inflation. Sie ist unsichtbar, unaufhaltsam und wirkt wie ein Dieb in der Nacht – sie nimmt uns Kaufkraft, ohne dass wir es sofort merken.
Im September ist die Inflationsrate in Deutschland erneut angestiegen. Und zwar um 2,4 %. Nach einer kurzen Phase der Entspannung ziehen die Preise wieder deutlicher an. Das Ergebnis: Seit 2020 haben sich die Lebenshaltungskosten in Deutschland um über 22 % erhöht. Wer heute im Supermarkt einkauft, im Restaurant isst oder Heizkosten überweist, spürt diesen Unterschied deutlich. Besonders gefährlich ist dabei nicht die einzelne Teuerung – sondern die permanente, schleichende Erhöhung. Mit jedem Jahr verschwindet ein Stück Wohlstand, ohne dass man es sofort realisiert.
Die unterschätzte Gefahr: Kaufkraftverlust
Viele Menschen, auch sehr Vermögende, unterschätzen die zerstörerische Kraft der Inflation. Wer ein Millionenvermögen auf dem Konto hat, wähnt sich in Sicherheit. Doch was passiert, wenn die Kaufkraft dieses Vermögens über die nächsten 20 oder 30 Jahre langsam verdampft? Schon bei einer Inflationsrate von nur 2 % verliert das Vermögen in zwei Jahrzehnten rund die Hälfte seines Wertes. Das bedeutet: Eine Million Euro heute entspricht in 25 Jahren gerade einmal einer halben Million Euro Kaufkraft. Wer sich auf Zinsprodukte oder das Sparbuch verlässt, erleidet damit einen schleichenden Wohlstandsverlust.
Die vergangenen Jahre haben das besonders deutlich gezeigt. Bargeld und Tagesgeld galten lange Zeit als „sicher“. In Wahrheit waren sie in einer Phase hoher Inflation die schlechtesten Anlageformen. Weil die Inflationsrate deutlich höher als die Festgeldzinsen war. Die sogenannte “reale Verzinsung” war somit negativ. Parallel haben die globalen Börsen deutlich zugelegt.
Länger leben – längere Ruhestandsplanung
Ein weiterer Aspekt macht das Inflationsproblem noch gravierender: die steigende Lebenserwartung. Experten rechnen damit, dass die medizinische Forschung in den nächsten Jahren bahnbrechende Fortschritte bei der Gentechnik erzielen wird. Das Stichwort lautet „Longevity“. Immer mehr Menschen werden über 100 Jahre alt. Schon heute gibt es deutlich mehr Hundertjährige als noch vor wenigen Jahrzehnten. Dieser Trend wird sich fortsetzen – mit dramatischen Folgen für die Ruhestandsplanung.
Früher konnte man davon ausgehen, dass der Ruhestand vielleicht 20 Jahre dauert. Heute sind es in vielen Fällen 30 oder 40 Jahre. In dieser langen Zeit entfaltet die Inflation ihre volle zerstörerische Wirkung. Wer nicht aktiv gegengesteuert, erlebt womöglich, dass die Rente und das aufgebaute Vermögen zwar zum Start noch reichen, nach 20 Jahren aber nur noch für das Nötigste ausreicht. Inflation ist damit nicht nur ein volkswirtschaftliches Thema – sie wird zur ganz persönlichen Gefahr für die finanzielle Sicherheit im Alter.
Hinzu kommt die große Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Pflegekosten. „Normale“ Pflegeeinrichtungen kosten schon jetzt 5.000 Euro oder mehr pro Monat. Bei gehobenen Einrichtungen ist man leicht bei 10.000 Euro oder mehr. Die Pflegeversicherung trägt davon in der Regel nur einen Bruchteil.
Warum Zinsprodukte nicht reichen
Nach vielen Jahren mit Nullzinsen oder sogar Negativzinsen kam 2022 die Zinswende. Auf einmal gab es wieder 4 % Zinsen auf Festgeld. Die Ursache hinter dieser Entwicklung war jedoch unerfreulich: Die Inflation war in Deutschland auf über 10 % gestiegen. Deshalb erhöhte die Europäische Zentralbank die Zinsen deutlich.
Das Ergebnis: Obwohl man „nominal“ 4 % Zinsen auf’s Konto bekam und der Kontostand stetig stieg, ging es einem finanziell schlechter. Denn entscheidend ist die „reale“ Verzinsung einer Geldanlage. Das ist die Verzinsung nach Inflation und Steuern. Und die lang in diesem Fall bei Minus 7 %. 4 % Verzinsung minus 25 % Kapitalertragsteuer = 3 % Netto-Ertrag. Minus 10 % Inflation = Minus 7 % reale Rendite.
Mit herkömmlichen Zinsprodukten kann man sich also nicht gegen die Inflation abzusichern. Selbst wer nominell Zinsen kassiert, erlebt einen Kaufkraftverlust. Diese Illusion der Sicherheit ist eine der größten Gefahren. Denn sie wiegt Anleger in trügerischer Ruhe, während im Hintergrund das Vermögen schrumpft.
Der einzige nachhaltige Schutz gegen Inflation ist Produktivkapital – also Beteiligungen an Unternehmen. Aktien, Unternehmensanleihen oder breit gestreute ETF-Portfolios bieten langfristig die Chance, die Inflation nicht nur auszugleichen, sondern Vermögen real zu mehren. Historisch betrachtet haben Aktienmärkte in den vergangenen 120 Jahren durchschnittlich mehr als sieben Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaftet.
Selbst unter Berücksichtigung von Phasen mit höherer Inflation blieb unterm Strich ein deutlicher realer Vermögenszuwachs. Seit Anfang 2020 hat der DAX um rund 90 % zugelegt. Festgeldsparer haben im selben Zeitraum zwischen 10 % und 20 % Rendite erzielt.
Was wir in Portfolios immer wieder sehen
In unserer täglichen Arbeit analysieren wir laufend gemanagte Wertpapier-Depots. Dabei stoßen wir regelmäßig auf dieselben Probleme: hohe Kosten, schlechte Produkte und unrealistische Versprechungen. Viele Anleger sind überzeugt, dass ihr Portfolio solide konstruiert ist. Die Realität sieht oft anders aus. Renditeversprechen werden selten eingehalten, weil bis zu 4 Prozent pro Jahr an Kosten für Verwaltung, Vertrieb und Provisionen abgezogen werden. Hinzu kommt die Steuerbelastung bei häufigem Umschichten von Fonds.
Das 2. Problem: Viele Anlageberater und Portfolio-Manager verzocken sich schlicht und einfach mit dem Geld ihrer Mandanten. Eine jährliche Underperformance von 3 % pro Jahr (relativ zum Vergleichsindex) ist bei den von uns untersuchten Depots leider die Regel. In der Spitze können es auch über 10 % pro Jahr sein.
Das Ergebnis: Viele Anleger erzielen mit ihren Wertpapier-Portfolios weniger als 2 % Rendite pro Jahr. Das liegt, nach Steuern, unter der Inflationsrate – und führt dazu, dass das Vermögen real Jahr für Jahr schrumpft. Die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität ist enorm.
Während Anleger eigentlich das Richtige tun, d. h. in Aktien zu investieren, nagt die Inflation trotzdem unbemerkt an ihrem Vermögen.
Der falsche Sicherheitsglaube
Viele Anleger argumentieren, dass sie in Sachwerte wie Immobilien investieren, um sich zu schützen. Doch auch hier gilt: Nicht jede Immobilie ist ein Inflationsschutz. Steigende Zinsen haben die Preise vieler Immobilien in den letzten Jahren deutlich gedrückt.
Zudem sind Immobilien oft unflexibel, teuer im Unterhalt und manchmal schwer verkäuflich. Studien zeigen: Die jährlichen Renditen von vermieteten Immobilien liegen in der Regel zwischen 2 und 3 %. Dabei sind Rücklagen für Renovierungen noch nicht berücksichtigt.
Ein breit gestreutes Wertpapier-Portfolio ist in vielerlei Hinsicht flexibler, liquider und oft auch rentabler.
Fazit: Handlungsbedarf jetzt
Inflation ist das unterschätzte Problem unserer Zeit. Sie ist keine kurzfristige Modeerscheinung, sondern eine permanente Bedrohung. Wer sich allein auf Zinsprodukte oder scheinbar sichere Versicherungen verlässt, geht ein enormes Risiko ein. Besonders im Kontext steigender Lebenserwartung ist klar: Nur ein gut konstruiertes, breit gestreutes Wertpapier-Portfolio bietet langfristigen Schutz vor der schleichenden Enteignung.
Mein Rat: Prüfen Sie ihre bestehenden Geldanlagen, um sicherzustellen, dass die Rendite wirklich ausreicht, um Ihr Vermögen über Jahrzehnte hinweg vor Inflation zu schützen. Denn wer dieses Problem ignoriert, wacht irgendwann in einer finanziellen Realität auf, in der Wohlstand nicht mehr selbstverständlich ist.
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Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.