Das 8. Weltwunder –
Mein neues DIE ZEIT Interview


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Veröffentlicht am 19. Oktober 2025

Albert Einstein soll den Zinseszins einmal das „achte Weltwunder“ genannt haben. Ob das Zitat tatsächlich von ihm stammt oder nicht – die Aussage trifft zu. Der Zinseszinseffekt ist die mächtigste Kraft im langfristigen Vermögensaufbau. Er ist das leise, unaufhaltsame Wachstum, das aus kleinen Beträgen über die Jahre ein großes Vermögen macht – vorausgesetzt, man versteht, wie man ihn nutzt.

Was ist der Zinseszins?

Im Kern bedeutet Zinseszins, Zinsen auf bereits erzielte Zinsen zu erhalten. Wenn Kapital angelegt und die Erträge wieder investiert werden, wächst die Basis in jeder Periode. Die nächste Rendite wird nicht nur auf das ursprüngliche Kapital, sondern auch auf die bisherigen Gewinne berechnet. Über längere Zeiträume entsteht daraus ein exponentieller Wachstumseffekt.

Wer 100.000 Euro mit einer jährlichen Rendite von sieben Prozent anlegt, hat nach einem Jahr 107.000 Euro. Nach zehn Jahren sind es 196.710 Euro, nach 30 Jahren bereits über 760.000 Euro – ohne eine einzige zusätzliche Einzahlung. Das ist die Kraft des Zinseszinses.

Wie ich im aktuellen DIE ZEIT Interview erläutert habe, liegt das eigentliche Geheimnis nicht im Zins selbst, sondern in der Zeit. Der Zinseszins belohnt Geduld. Er ist kein Sprint, sondern ein Marathon – und er läuft für all jene, die laufen lassen. Den vollständigen Beitrag finden Sie HIER.

Die 72 er-Regel – Zinseszins im Kopf verstehen

Eine einfache Faustregel hilft, die Wirkung des Zinseszinses zu begreifen. Teilt man die Zahl 72 durch die jährliche Rendite, erhält man die Anzahl der Jahre, in denen sich das Kapital verdoppelt.

Bei 6 Prozent Rendite verdoppelt sich das Vermögen in rund zwölf Jahren. Bei 9 Prozent dauert es nur etwa acht Jahre. Bei Festgeldzinsen von 2 Prozent dauert es hingegen 36 Jahre bis sich das Kapital verdoppelt.

Die 72er-Regel macht den Zinseszins greifbar und zeigt, wie aus Rendite Zeit wird und aus Zeit Geld.

Wer also früh beginnt, erlebt mehrere Verdopplungen seines Kapitals im Laufe des Lebens. Wer zögert oder in der falschen Geldanlage steckt, verschenkt Jahre – und damit exponentielles Wachstum.

Warum Zeit wichtiger ist als Timing

Eine der zentralen Lehren des Zinseszinses lautet: Zeit ist wichtiger als Timing. Je früher man beginnt, desto stärker wirkt der exponentielle Effekt. Selbst kleine, regelmäßige Beiträge können über Jahrzehnte ein großes Vermögen bilden.

Anleger, die früh starten – auch mit geringen Beträgen – sind langfristig oft erfolgreicher als jene, die später beginnen, aber größere Summen investieren. Zeit glättet Schwankungen, verstärkt Renditen und verwandelt Geduld in Gewinn.

Zinseszinseffekt in den wichtigsten Anlageklassen

Privatanleger haben typischerweise Zugang zu vier großen Anlageklassen: Liquidität, Anleihen, Aktien und Immobilien. Jede bietet unterschiedliche Möglichkeiten, vom Zinseszins zu profitieren.

Liquidität und Tagesgeld bieten Sicherheit, aber kaum Zinseszinskraft. Die Inflation frisst langfristig die reale Kaufkraft auf.

Anleihen liefern planbare Zinszahlungen, die reinvestiert werden können. Langfristig bringen qualitativ hochwertige Anleihen stabile Renditen zwischen 3 und 4 Prozent und stabilisieren ein Portfolio, wirken aber eher linear.

Bei Aktien entfaltet sich der Zinseszins in seiner vollen Stärke. Historisch erzielten globale Aktienmärkte rund 7 bis 9 Prozent Rendite pro Jahr. Entscheidend ist die Wiederanlage der Dividenden – sie macht einen erheblichen Teil der Gesamtrendite aus. Über Jahrzehnte können Aktieninvestitionen durch Kurssteigerungen und reinvestierte Dividenden enorme Vermögen aufbauen.

Auch Immobilien profitieren vom Zinseszinseffekt, wenn auch in anderer Form. Mieteinnahmen können zur Tilgung von Krediten, für Renovierungen oder den Erwerb weiterer Objekte genutzt werden. Gleichzeitig steigen Immobilienwerte häufig im Laufe der Zeit. Durch Fremdfinanzierung kann der Effekt verstärkt werden – allerdings auch das Risiko.

Die drei größten Zinseszins-Bremsen

Hohe Kosten und Gebühren, die nicht selten versteckt sind, können den Zinseszins nahezu zum Erliegen bringen. Wir haben seit 2017 über 3.500 Kapitalanlageprodukte geprüft. In unserer Erfahrung sind die drei folgenden Finanzanlagen in der Regel besonders schädlich: 

Klassische Lebens- und Rentenversicherungen
Dies sind Versicherungen, die einen sogenannten „Garantiezins“ haben. Versicherungen, die Anfang der 2000er Jahre abgeschlossen wurden, haben einen Garantiezins von bis zu 4 Prozent. Dies ist aktuellen Zinsumfeld attraktiv.

Was den meisten Anlegern nicht gesagt wurde: Der Garantiezins dieser Verträge wird nur auf den Teil des Geldes gezahlt, der nach Abzug der Kosten des Versicherers übrig bleibt. Diese Kosten betragen nicht selten bis zu 30 Prozent des Beitrags. Deshalb waren die Hälfte der klassischen Versicherungen, die wir geprüft haben, in der Verlustzone. Einige noch nach 20 Jahren. Bei 92 % der Verträge lag die reale Rendite unter 0 %. Was nach Sicherheit klingt, entpuppt sich über Jahrzehnte als schleichende Geldvernichtung.

Fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen
Fondspolicen versprechen Anlegern hohe Renditen wie am Aktienmarkt. Die Realität sieht in der Regel völlig anders aus. Denn bei Fondspolicen schlagen die Kosten gleich doppelt zu. Der Versicherer kassiert für die Police, die Fondsmanager für die Verwaltung der Fonds. Einige Versicherer haben deshalb eigene Fondsmanager gegründet, so dass alle Gebühren im Haus bleiben. 

In der Praxis fließt ein erheblicher Teil der Erträge in Kosten und Provisionen. Die Folge: Der Zinseszins verpufft, bevor er wirken kann.

Aktiv gemanagte Fonds
Dies sind Fonds, bei denen ein Fondsmanager versucht, durch die geschickte Wahl der richtigen Aktien und des richtigen Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkts schlauer als alle anderen zu sein. Und dadurch höhere Renditen zu erzielen.

Leider geht diese Strategie fast immer nach hinten los. Klingt unglaublich, ist aber wahr: Rund 98 Prozent aller aktiv gemanagten Fonds schaffen es über zehn Jahre nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Der Grund sind hohe Gebühren (von bis zu 2,5 % pro Jahr inklusive aller Kosten) und häufige Umschichtungen, die Kosten und Steuern auslösen können.

Moderne ETFs sind meist über 90 Prozent günstiger. Während der aktiv gemanagte Fonds an seiner eigenen Kostenstruktur scheitert, arbeitet der ETF unbeirrt mit der stillen Kraft des Zinseszinses.

Die weiteren Gegner des Zinseszinses

Wenn der Zinseszins der stille Held des Vermögensaufbaus ist, dann gibt es auch mächtige Gegenspieler – Faktoren, die seine Wirkung im Laufe der Zeit schwächen.

Hohe Kosten und Provisionen sind der Todfeind des Zinseszinses. Jeder Prozentpunkt an laufenden Kosten mindert nicht nur die heutige Rendite, sondern auch die zukünftigen Erträge auf die entgangenen Gewinne.

Steuern auf Zinsen, Dividenden und Kursgewinne unterbrechen den Zinseszins, weil sie jedes Mal die Basis für weiteres Wachstum verkleinern. Langfristiges Halten und steuerlich optimierte Fondsstrukturen helfen, den Zinseszinseffekt zu bewahren.

Teure Verhaltensfehler: Emotionen sind oft gefährlicher als Marktschwankungen. Angst, Gier oder Ungeduld führen dazu, dass Anleger in Krisen verkaufen, Trends hinterherlaufen oder Sparraten aussetzen – und damit den Zinseszins zerstören.

Übermäßige Verschuldung schließlich kann Renditen hebeln, aber auch Verluste. Wer zu stark auf Kredit investiert, riskiert erzwungene Verkäufe in ungünstigen Phasen und damit das Ende des Zinseszinseffekts. Verantwortlicher, maßvoller Einsatz von Fremdkapital ist entscheidend.

Fazit

Der Zinseszins ist das Fundament langfristigen Anlageerfolgs. Er belohnt Zeit, Disziplin und Geduld weit stärker als Spekulation oder Markttiming. Doch er ist nicht unverwundbar. Hohe Kosten, Steuern und emotionale Fehlentscheidungen sind seine größten Feinde.

Um die volle Kraft des Zinseszinses zu nutzen, sollte man früh beginnen, konsequent investieren, Erträge wiederanlegen, Kosten und Steuern minimieren und diszipliniert bleiben – auch in turbulenten Märkten.

Ob mit Aktien, Anleihen oder Immobilien: Der Zinseszins verwandelt Ausdauer in Vermögen. Das Geheimnis liegt nicht im Jagen hoher Renditen, sondern darin, den Faktor Zeit für sich arbeiten zu überlassen.

Und jetzt?

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