Wie man sein Vermögen elegant ruiniert


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Veröffentlicht am 14. September 2025

Diese Woche wurde ich von der Süddeutschen Zeitung interviewt. Dort ging es genau um diese Frage: Welche Fehler machen Anleger über Jahre hinweg – meist unbemerkt, aber mit fatalen Folgen für ihr Vermögen? Im folgenden Beitrag fasse ich die fünf zentralen Fehler zusammen – und ergänze sie um Erfahrungen aus meiner Beratungspraxis.

Denn klar ist: Diese Fehler sind keine Randnotiz. Sie entscheiden darüber, ob Ihr Vermögen wächst – oder ob es still und leise verschwindet.

Kurze Vorbemerkung: Falls Sie sich eventuell wieder erkennen, haben Sie mein vollstes Verständnis. Es gibt immer noch kein Schulfach „Geld und Finanzen“, so dass wir in der Schule über das Thema gar nichts erfahren. Diese Wissenslücke nutzen die herkömmliche Finanzbranche und Finfluencer konsequent aus.

Fehler 1: Blind investieren

Viele Anleger starten ohne Plan. Anlageziele? Unklar. Risikoprofil? Fehlanzeige. Dabei ist die grundsätzliche Entscheidung, worin man sein Geld investiert, die wichtigste Entscheidung überhaupt. Denn die sogenannte „Anlageklasse“ entscheidet über die langfristige Rendite, die man erhält. Wer auf niedrig verzinste Anlagen wie Festgeld, Tagesgeld oder klassische Lebensversicherungen setzt, kann kein reales Vermögen aufbauen. Aktien hingegen haben historisch 7 % bis 9 % Rendite pro Jahr erzielt und waren damit die beste Geldanlage der vergangenen 100 Jahre.

Praxis-Hinweis:

Am Anfang jeder seriösen Vermögensberatung steht eine sorgfältige Bestandsaufnahme. Dabei finde ich regelmäßig Vermögensstrukturen vor, die fast vollständig aus Tagesgeld, Lebensversicherungen und aktiv gemanagten Aktiendepots und Vermögensverwaltungen bestehen. Diese Produkte wirken auf den ersten Blick sicher und durchdacht, sind langfristig aber brandgefährlich. Warum? Weil sie häufig jährliche Renditen von maximal 3 % erzielen. Das heißt, diese Geldanlagen federn nach Steuern nicht einmal die Inflation ab. Von realem Vermögensaufbau sind sie weit entfernt.

Besonders dramatisch wird es, wenn Anleger über Jahre gar nicht investieren, aus Angst oder Bequemlichkeit. Diese „verlorenen Jahre“ können ein Vermögen kosten. Wer hingegen früh mit einem durchdachten Portfolio mit einem gesunden Aktienanteil setzt, profitiert vom Zinseszinseffekt – und der ist ein gewaltiger Vermögensmotor.

Fehler 2: Den falschen Menschen vertrauen

Ob Influencer-Versprechen, heiße Tipps aus dem Bekanntenkreis oder „maßgeschneiderte“ Produkte von der Bank oder dem Vermögensverwalter – das Risiko ist groß, den falschen Menschen zu vertrauen. Finanzberatung findet in Deutschland zu 99 % auf Provisionsbasis statt. „Berater“ verdienen am Verkauf von Finanzprodukten. Auch viele Privatbanken und Vermögensverwalter, die ihre eigenen Produkte und Strategien verkaufen. Interessenkonflikte zu Lasten der Mandanten sind vorprogrammiert.

Praxis-Hinweis:

Die Fakten sind schockierend. Der Marktwächter Finanzen hat in einer großen Untersuchung festgestellt: 77 % aller Anleger wurde in der Vergangenheit mindestens ein nicht bedarfsgerechtes Finanzprodukt verkauft. Bei anonymen Testkäufen waren sogar 95 % der neu angebotenen Finanzprodukte nicht bedarfsgerecht. Sie waren zu teuer, zu unflexibel oder hatten schlicht eine zu geringe Rendite. Die Folge: Anleger zahlen drauf, während der „Berater“ seine Provision kassiert.

Herkömmliche Vermögensberatung besteht in meiner Erfahrung zum großen Teil aus Geschichtenerzählen. Vermögende Anleger erhalten vermeintlich maßgeschneiderte und exklusive Produkte und Anlagestrategien. Die aktuellen Trendthemen sind zum Beispiel „Private Equity“ und „Private Credit“. In Wahrheit handelt es sich häufig um undurchsichtige, illiquide und überteuerte Finanzprodukte. An denen vor allem die Finanzindustrie verdient. Genau hier setzt die echte Honorarberatung an. Wir Honorarberater werden nur von ihren Mandanten bezahlt. Wir dürfen keine Provisionen und Zahlungen Dritter annehmen. Das ist ein fundamentaler Unterschied zur herkömmlichen Beratung.

Fehler 3: Hohe Kosten

Kosten sind der stille Renditekiller. In der herkömmlichen, provisionsbasierten Anlageberatung kommen fast ausschliesslich aktiv gemanagte Fonds zum Einsatz. Warum? In diese Fonds sind Provisionen, so genannte Kickbacks, für die „Berater“ (= Verkäufer) eingebaut. Aktive Fonds schlagen deshalb oft mit Kosten von 1,5 bis 3,0 % pro Jahr zu Buche. Klingt vielleicht erst mal nicht viel. Wenn man aber bedenkt, dass die Kosten von vergleichbaren ETFs meistens zwischen 0,1 und 0,5 % pro Jahr liegen, kann man schon ins Grübeln kommen. Bei einer Anlagesumme von 500.000 Euro kann man durch eine Umstellung auf ETFs somit 10.000 Euro oder mehr pro Jahr an zusätzlichem Ertrag erhalten. Mittel- bis langfristig summiert sich dies zu sechs- und siebenstelligen Beträgen.

Praxis-Hinweis:

Die meisten Wertpapier-Depots, die ich prüfe, haben nicht nur hohe Kosten. Hinzu kommen noch die entgangenen Gewinne durch schlechte Wertpapier- und Fondsauswahl, deren Entwicklung teilweise deutlich hinter dem Aktienmarkt zurück bleibt. In den meisten Fällen liegt die Underperformance bei 3 % bis 5 % pro Jahr. In extremen Fällen auch mal bei über 10 %, wenn sich der Berater völlig mit dem Geld seiner Kunden verspekuliert hat.

Besonders fragwürdig ist, dass die Kosten oft schlecht für Anleger zu finden und zu verstehen sind: Ausgabeaufschläge, Verwaltungsgebühren, Bestandsprovisionen. Anleger sehen sie nicht auf dem Kontoauszug – sie merken es nur daran, dass ihr Depot schlechter läuft als der Markt. Ein typisches Beispiel sind Fondspolicen. Dort kassieren die Versicherer doppelt: für die Versicherung selbst und für die teuren Fonds im Mantel. Das Ergebnis: Renditen von 1–2 % pro Jahr, während der Markt 7 % liefert.

Das Fazit ist simpel: Kosten entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. Wer sie ignoriert, verliert.

Fehler 4: Angst vor Verlusten

Viele Anleger starten gar nicht erst – aus Angst, Fehler zu machen. Andere verkaufen panisch, wenn die Kurse fallen. Beides ist teuer. Denn jede Krise geht irgendwann vorbei und die Aktienkurse erholen sich oft sehr schnell.

Praxis-Hinweis:

Ich erinnere mich an Anleger, die 2008 oder 2020 am Tiefpunkt verkauft haben – und bis heute nicht wieder eingestiegen sind. Ihr Vermögen stagniert seitdem. Hätten sie durchgehalten, stünden ihre Depots heute um ein Vielfaches höher.

Das Problem ist die Psychologie: Verluste schmerzen doppelt so stark wie Gewinne Freude machen. Diese sogenannte Verlustaversion führt dazu, dass Anleger hektisch handeln – und genau dann verkaufen, wenn es am unklügsten ist. Dabei zeigen über 100 Jahre Börsengeschichte: Wer breit gestreut investiert und Geduld hat, geht am Ende als Gewinner vom Platz. Angst ist an der Börse der teuerste Ratgeber.

Fehler 5: Gier und Selbstüberschätzung

Nach guten Jahren halten sich viele Anleger für Marktgenies. Sie setzen auf Einzelaktien, Trendthemen oder Kryptos. Das Ganze dann häufig noch gehebelt, d. h. mit extra hohem Risiko.

Praxis-Hinweis:

Fast jeder hat diesen Bekannten (es sind fast immer Männer), der ihnen ungefragt von seinen Börsenerfolgen und Krypto-Gewinnen erzählt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschichten vollständig sind und der Wahrheit entsprechen, sind jedoch recht gering. 

Die Goethe-Universität Frankfurt hat vor einigen Jahren 40.000 Privatanleger-Depots über einen Zeitraum von 11 Jahren untersucht. Das Ergebnis: Die Anleger hätten durchschnittlich 8,7 % Rendite pro Jahr erzielen sollen. Im Durchschnitt erzielten sie aber nur 3,1 % Rendite pro Jahr. 5,6 % gingen durch falsche Anlageentscheidungen verloren. Ein Desaster. Und eine gigantische Vermögensvernichtung.

Was viele überraschen wird: Professionelle Fondsmanager machen es zwar in der Regel besser als die Amateure. Die meisten Fondsmanager sind ihr Geld trotzdem nicht wert. Ein Studie von S&P hat gezeigt: Über 90 % aller aktiven Fondsmanager schlagen langfristig nicht ihren Index. 

Fazit

Blindflug, falsches Vertrauen, Kosten, Verlustangst und Selbstüberschätzung – diese fünf Fehler kosten Anleger jedes Jahr Milliarden.

Das müsste nicht sein, wenn die Finanzbranche einen besseren Job machen würde.

Das Nr. 1 Problem, das ich sehe, ist der Vertrauensverlust. Studien haben gezeigt, dass bis zu 70 % aller Deutschen von der Finanzindustrie enttäuscht sind und kein Vertrauen haben. Oft weil sie selbst Verluste erlitten haben oder schlecht beraten wurden.

Diese gebrannten Kinder lassen sich überhaupt nicht mehr beraten, sondern legen, verständlicherweise, auf eigene Faust an. Und machen dann leider unbeabsichtigt die oben genannten Fehler. Hier spielen seit einigen Jahren auch die sozialen Medien eine oft unrühmliche Rolle. Sogenannte Finfluencer verbreiten hier ohne jegliche Regulierung die abstrusesten Investmentideen und Aktientipps.

Und jetzt?

Falls Sie Anlagefehler vermeiden wollen oder prüfen möchten, ob ihr Geld optimal für Sie arbeitet, ist der erste Schritt immer eine sorgfältige Bestandsaufnahme.

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Hinweis zum SZ-Interview

Der vollständige Beitrag, in dem ich interviewt wurde, ist bei der Süddeutschen Zeitung erschienen und hinter einer Paywall abrufbar.

Den Artikel können Sie hier abrufen.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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