Undurchsichtige Allianzen


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Es gibt wahrscheinlich kaum einen Ort, wo wir stärker manipuliert werden als im Supermarkt. Zum Beispiel steht die teure Ware auf Augenhöhe. Die günstigen Artikel befinden sich in der “Bückzone”.

Das ist kein Zufall. Nahrungsmittelhersteller zahlen sogenanntes Regalgeld an die Supermärkte, um ihre Produkte bestmöglich zu platzieren.

Der Vorhof zur Hölle ist für viele Eltern (wie mich) der Kassenbereich. Denn hier befindet sich die “Quengelware”.

Zum Beispiel Süßigkeiten und anderes ungesundes Zeug, das eine magische Anziehungskraft auf die lieben Kleinen hat.

Womit wir nahtlos zur (finanziell) vielleicht ungesündesten Quengelware der Finanzindustrie kommen: Den privaten Lebens- und Rentenversicherungen zur Altersvorsorge.

Quengelware allerdings nicht in dem Sinn, dass sie bei Menschen ein starkes Verlangen auslösen.

Sondern in dem Sinn, dass viele Versicherungskunden sehr laut quengeln, wenn sie irgendwann herausfinden, was für eine miserable Geldanlage Ihnen verkauft worden ist.

Ganz vorne beim Verkauf von Lebens- und Rentenversicherungen dabei: Banken und Sparkassen.

Warum?

Sie verlangen in vielen Fällen Regalgeld. Und zwar von Versicherern, um deren Lebens- und Rentenversicherungen zu verkaufen. Zusätzlich fließen oft erfolgsabhängige Provisionen.

Die Deutsche Bank und die Postbank vertreiben ausschließlich Zurich Lebens- und Rentenversicherungen. Presseberichten zufolge beträgt das Regalgeld 300 Millionen Euro.

Die Commerzbank hat eine Vertriebsvereinbarung mit der Allianz. Laut Presseberichten für 150 bis 200 Millionen Euro Regalgeld.

Die Sparkassen arbeiten oft mit der Provinzial oder der VGH zusammen. Die Volksbanken mit der R+V.

Ob man als Bank- oder Sparkassenkunde angesichts dieser undurchsichtigen Allianzen eine neutrale Beratung erhält, erscheint fraglich.

Und warum bekommen Sie als Kunde einer Bank oder Sparkasse anstatt einer Anlageberatung oft eine Versicherung verkauft? Vielleicht hat es etwas mit den teilweise sehr hohen Provisionen zu tun. Unsere Erfahrung: Provisionen im vierstelligen Eurobereich sind eher die Regel als die Ausnahme.

Wenn Sie eine Immobilien- oder Praxisfinanzierung mit einer Lebensversicherung besichert haben, kann die Provision, die Ihnen abgezogen wurde, locker im fünfstelligen Euro-Bereich liegen.

Warum werden Kunden so hohe Kosten abgezogen? Die Abschlussprovision wird zum Beispiel auf die gesamte Summe der Beiträge berechnet, die Sie im Laufe von manchmal 20, 30 oder mehr Jahren zahlen werden.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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