So werden Anleger über den Tisch gezogen


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„So werden Anleger über den Tisch gezogen.“.

Darüber hat die Süddeutsche Zeitung letzte Woche aufgeklärt. Es geht um den immensen finanziellen Schaden, den Lebensversicherungen, Bausparverträge und andere herkömmliche Finanzprodukte anrichten können. (Artikel anbei)

Die Süddeutsche Zeitung hatte mich gebeten, einen Praxisfall zu dem Artikel beizusteuern.

Wenn Sie den Fall lesen, wird Ihre erste Reaktion möglicherweise sein: Da hat er doch absichtlich einen besonders schlimmen Fall aus dem Schrank geholt, um richtig auf die Pauke zu hauen. Leider nein. Das ist meine tägliche Beratungspraxis. Ich sehe auch noch schlimmere Sachen.

In diesem Fall geht es um eine Mandantin, die mit zwei Rentenversicherungen in knapp 20 Jahren weniger als 1 % Rendite pro Jahr erzielt hat.

Obwohl ihre klassische Versicherung einen „Garantiezins“ von 3,25 % hatte. Die andere war eine fondsgebundene Versicherung. Leider waren die Kosten sehr hoch und der Fonds (ein konzerneigenes Produkt) nicht gut. Der Fondsmanager hatte sich verzockt.

Der Fall mag für Außenstehende unglaublich klingen. Leider ist es keine Ausnahme, sondern eher die Regel.

So hat eine Undercover-Studie der Verbraucherzentrale vor einigen Jahren aufgedeckt, dass 95 % der Finanzprodukte, die Kunden von Banken, Sparkassen und Finanzvertrieben angeboten wurden, unpassend für die Kunden waren. Die Finanzanlagen waren meist zu teuer, zu unrentabel und oft zu riskant.

Auch aus diesem Grund überlegt die Europäische Kommission aktuell, ein Provisionsverbot einzuführen. In Deutschland ist diese Forderung des Verbraucherschutzes bisher von der Finanzlobby verhindert worden.

Meine Mitarbeiter und ich haben inzwischen über 2.100 Lebens- und Rentenversicherungen überprüft.

Die Hälfte der Verträge war im Minus, teilweise nach 20 Jahren. Nur jeder 10. Vertrag hatte eine Rendite von über 2 % pro Jahr (das war früher mal die Inflationsrate). Seitdem die Inflation zurück ist, ist das keine Altersvorsorge mehr.

Wenn wir Wertpapierdepots überprüfen, finden wir regelmäßig Kosten, die sich im fünfstelligen Eurobereich pro Jahr befinden. Ohne erkennbaren Mehrwert für die Mandanten.

Meine Empfehlung

– Stellen Sie ALLE Kapitalanlagen auf den Prüfstand. Ganz besonders Lebensversicherungen.
– Vertrauen Sie nicht auf unverbindliche Musterrechnungen.
– Sehen Sie sich die sogenannten Ex-Post-Kostenausweise (d. h. die jährlichen Gebührenaufstellungen) Ihrer Depots genau an.

Ja, das Thema Finanzen ist oft dröge.

Aber: Ein Frühjahrsputz für Ihre Finanzen dauert nicht lange. Und er kann Ihnen ein Vermögen sparen, falls Sie bemerken, dass Sie auf dem falschen Pferd sitzen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist übrigens recht hoch.

Den Beitrag der Süddeutschen Zeitung finden Sie HIER.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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