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Warum sich die meisten Menschen nicht mit ihrer Altersvorsorge beschäftigen
Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage zum Thema Altersvorsorge hat mich schockiert hat: Nur 26 % aller Deutschen beschäftigen sich aktiv damit.
Hier der Hauptgrund, warum die meisten Menschen sich nicht mit Ihrer Altersvorsorge beschäftigen (meine Erfahrung aus einer dreistelligen Zahl von Beratungen):
Den Menschen ist nicht klar, was wirklich auf dem Spiel steht (das ist auch nicht ihre Schuld, dazu mehr weiter unten).
Das Problem der unterschätzten Lebenserwartung
Das vielleicht größte Problem bei der Altersvorsorge ist, dass die meisten Menschen ihre Lebenserwartung unterschätzen. Und zwar oft drastisch.
Ich war selbst überrascht: Meine geschätzte Lebenserwartung liegt bei 94 Jahren. Sie könnte sogar noch etwas höher sein, wenn ich nicht so gerne Rotwein trinken würde (ich arbeite dran). Meine Wahrscheinlichkeit, über 90 Jahre zu werden, liegt bei 76 %. Meine Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, beträgt 37 %!
Woher ich das weiß? Machen Sie schnell den folgenden Test, um Ihre eigene Lebenserwartung herauszufinden. Es dauert nur zwei Minuten. Danach bitte weiterlesen.
Testen Sie Ihre Lebenserwartung (hier klicken)
Die finanziellen Herausforderungen einer langen Lebensdauer
Eine lange Restlebensdauer hat, rein finanziell betrachtet, zwei Seiten. Ich fange mit der negativen Seite an: Sie werden wahrscheinlich deutlich mehr Geld für den Ruhestand benötigen, als Sie vermuten.
Hier ein Beispiel:
Nehmen wir mal an, Sie brauchen aktuell 10.000 Euro pro Monat, um Ihren Lebensstil zu finanzieren. Durch ein Wunder reduziert sich die Inflation auf 2 % und bleibt dort. In 10 Jahren brauchen Sie dann 12.190 Euro pro Monat. In 20 Jahren 14.859 Euro pro Monat. In 30 Jahren 18.114 Euro pro Monat.
Jetzt nehmen wir an, die Inflation pendelt sich stattdessen bei 4 % ein.
Dann benötigen Sie in 10 Jahren 14.802 Euro pro Monat. In 20 Jahren 21.911 Euro pro Monat. In 30 Jahren 32.434 Euro pro Monat. Sie haben richtig gelesen: Sie brauchen mehr als drei Mal so viel Geld wie heute!
Das Phänomen, das Sie gerade beobachtet haben, heißt exponentielles Wachstum. Das Problem: Selbst wenn Sie mathematisch interessiert sind, können Sie diese Berechnung nicht einfach selbst machen. Unser Gehirn ist dafür nicht geschaffen. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Sie benötigen dafür einen Finanztaschenrechner.
Möglicherweise sagen Sie jetzt: “Ich brauche im Alter doch deutlich weniger Geld.” Leider nein. Zahlreiche Studien haben belegt, dass Sie mindestens 80 % Ihres vorherigen Einkommens benötigen, um Ihren Lebensstandard zu halten. In Anbetracht des sich verschärfenden Pflegenotstandes wahrscheinlich auch deutlich mehr. Zum Beispiel sind die Löhne im Pflegesektor von 2016 bis 2021 um 31 % gestiegen. Trotzdem gibt es einen Mangel an Pflegekräften. Dieser Mangel wird wahrscheinlich über höhere Löhne kompensiert werden müssen.
Die guten Nachrichten: Zinseszins und Anlagestrategien
Sie können sich das exponentielle Wachstum zu Nutze machen. Man nennt es Zinseszins. Albert Einstein hat es als „das achte Weltwunder“ bezeichnet. Denn eine hohe Lebenserwartung bedeutet auch, dass Sie mehr Zeit haben, um Ihr Geld länger und ertragreicher anzulegen, z. B. in Aktien und ETFs. Sie haben auch mehr Zeit, um mögliche Schwankungen einfach auszusitzen. Dafür haben die globalen Aktienmärkte geduldige Anleger in der Vergangenheit mit Renditen von 7 % bis 9 % pro Jahr belohnt.
Die Chancen für ältere Anleger
Was mir besonders große Freude bereitet: Jede Woche begleitete ich zahlreiche Ü50er und einige Ü60er bei ihren ersten Aktieninvestments. Denn diese Mandanten haben wahrscheinlich noch 30 oder 40 Jahre Lebenszeit vor sich. Die Rechnung ist simpel: Bei einer Rendite von 6 % pro Jahr und einer Inflation von z. B. 3 % ist das eigene Vermögen geschützt. Vor kurzem hat eine 78 Jahre alte Mandantin von mir zum ersten Mal in Ihrem Leben in Aktien investiert. Sie braucht das Geld nicht und möchte mehr Vermögen für ihre Kinder und Enkelkinder aufbauen.
Sie sehen, man ist nie zu alt, um mit dem Investieren in Aktien zu beginnen.
Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.