Sind Sie auch verkauft worden?
(Liste anbei)


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Bei der Altersvorsorge und beim Vermögensaufbau gibt es leider keinen zweiten Versuch. Wer zu wenig tut oder auf das falsche Pferd setzt, wird kaum oder deutlich weniger Vermögen aufbauen als möglich wäre.

Viele Menschen setzen bei der Geldanlage auf traditionelle Lebens- und Rentenversicherungen. Denn die Versicherer versprechen Sicherheit und Garantien. Oft mit vollmundigen Werbeslogans wie “Allianzen fürs Leben” oder “der Fels in der Brandung” zu sein. 

In der Realität sind diese Versprechen oft reine Worthülsen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Allianz den Gewinnabführungsvertrag mit ihrer Lebensversicherungstochter 2017 gekündigt hat? Im Notfall muss die Konzernmutter also die Allianz Lebensversicherung nicht mehr finanziell unterstützen. Laut Presseberichten kam die Allianz einer Gesetzesänderung zuvor, die genau diesen Notausgang schließen sollte.

Einige Versicherer gehen noch weiter, um ihre Verpflichtungen loszuwerden. Sie verkaufen ihre Verträge, und damit auch ihre Kunden, an professionelle Abwicklungsgesellschaften. In der Fachsprache heißt dies “Run-Off”. Auf Deutsch: Bestandsabwicklung.

Diese Woche hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einen dieser Verkäufe vereitelt. Die Zurich Versicherung (u. a. der Partner der Deutschen Bank) hatte beabsichtigt, 720.000 überwiegend klassische Versicherungen an die Abwicklungsgesellschaft Viridium zu verkaufen. Hinter Viridium steht mehrheitlich der britische Finanzinvestor Cinven.

Laut Presseberichten wurde der Verkauf von der BaFin untersagt, weil Cinven für die Schieflage eines italienischen Versicherers verantwortlich sein soll. Cinven habe sich geweigert, diesem Versicherer genügend neues Kapital zur Verfügung zu stellen, so dass der Versicherer schließlich zerschlagen wurde.

Falls Ihnen der Name Viridium nichts sagt, dann kennen Sie vielleicht die Versicherer, die zu Viridium gehören:

  • Entis (vormals Mannheimer Versicherung)
  • Heidelberger Leben
  • Proxalto (vormals Generali Leben, inkl. Volksfürsorge)
  • Skandia

Sind Sie einer der 3,6 Millionen Kunden bei einem dieser Versicherer? Dann sind Sie an eine Abwicklungsgesellschaft verkauft worden, deren Muttergesellschaft von der BaFin wohl als nicht ausreichend zuverlässig eingeschätzt wird, um weitere Versicherungsbestände zu kaufen. 

Grundsätzlich: Ein Run-Off muss nicht unbedingt nachteilig sein, wenn der neue Eigentümer besser arbeitet als der ursprüngliche Versicherer. Das sollte in meiner Erfahrung meistens nicht sehr schwierig sein. Die Latte hängt in der Regel ziemlich niedrig. Bei den vier oben genannten Gesellschaften scheint das jedoch nicht zu gelingen, denn sie haben die höchsten Beschwerdequoten aller Versicherer. (Quelle: BaFin).

Hier die vollständige Liste der Lebensversicherer, die in der Vergangenheit Bestände verkauft haben:

ARAG Lebensversicherung
Asstel
AXA
Basler Leben
Clerical Medical
Delta Lloyd
Entis
ERGO
Generali Leben
Hamburg Mannheimer
Heidelberger Leben (MLP)
Mannheimer Leben
Proxalto
Scottish Widows
Skandia
Victoria
Volksfürsorge

Und jetzt?

Falls Sie Kunde bei einem dieser Versicherer sind, dann sind Sie nicht mehr gewollt. 

Man fragt sich: Was weiß der Versicherer, was ich nicht weiß?

Meine Empfehlung: Prüfen Sie Ihre Lebens- und Rentenversicherungen, um Sicherheit zu bekommen, dass sie zu Ihnen passen und finanziell sinnvoll sind. Falls Sie das nicht selbst machen möchten, können Sie uns mit einer professionellen Analyse beauftragen. 

Nach der Prüfung haben Sie Klarheit, ob sich Ihre Versicherung für Sie lohnt. Sie werden erfahrungsgemäß auch Geld sparen. Denn viele Lebens- und Rentenversicherungen von der Stange haben zu hohe Kosten und schwache Renditen. 

Als Bonus lassen wir rechtsanwaltlich prüfen, ob Sie den sogenannten Widerrufsjoker ziehen können. Denn in vielen Fällen enthalten Versicherungsverträge Fehler, so dass Ihnen möglicherweise eine Entschädigung zusteht.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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