Nichts für schwache Nerven


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Nachdem meine Kollegen und ich inzwischen fast 2.500 Altersvorsorgeverträge begutachtet haben, kann mich eigentlich nichts mehr schockieren. Dachte ich.

Aber heute bin ich fast vom Stuhl gefallen. Warum?

Ein Mandant hatte ein schlechtes Gefühl mit seiner Lebensversicherung und eine Beitragszerlegung bei seinem Versicherer angefordert, d. h. eine Aufstellung, was genau mit seinen Beiträgen passiert ist.

Das Ergebnis: 41 % seiner Beiträge sind als Kosten versickert! Hier die Informationen, die der Versicherer selbst geliefert hat:

Gezahlte Beiträge:: 220.000 Euro
Abschlusskosten: 39.000 Euro
Verwaltungskosten: 30.000 Euro
Risikobeiträge: 15.000 Euro
Investierte Beiträge: 136.000 Euro
Vertragsguthaben: 231.000 Euro 

Aber mal von vorn.

Mein Mandant hatte 2004 eine fondsgebundene Lebensversicherung (Fondspolice) über einen Finanzvertrieb abgeschlossen, der auf Akademiker spezialisiert ist. In den folgenden Jahren hatte er rund 220.000 Euro in diese Versicherung eingezahlt. Weil die Aktienmärkte sich seit 2004 vervierfacht haben (z. B. der DAX von 4.000 auf 16.000 Punkte) erwartete mein Kunde satte Gewinne.

Die traurige Realität: Der aktuelle Vertragswert liegt bei 230.000 Euro! Das bedeutet, der Ertrag liegt bei mickrigen 10.000 Euro. Das ist eine absolute Rendite von 4,9 % in 19 Jahren! Berücksichtigt man die Inflation der vergangenen 19 Jahre, dann hat mein Mandant eine realen Vermögensverlust von mindestens 25 % erlitten.

Wie konnte das passieren?

Meinem Mandanten wurden 88.780 Euro an Kosten abgezogen. Davon alleine 39.127 Euro an Abschlusskosten, z. B. Abschlussprovisionen an den Vermittler.

Das Geld, das danach noch übrig war, wurde dann in teure, gemanagte Aktienfonds investiert.

Und das ist das dunkle Geheimnis der Fondspolicen: Den Kunden werden satte Renditen wie am Aktienmarkt in Aussicht gestellt. In der Realität werden die Kunden doppelt abkassiert. Einmal für die Versicherung selbst und einmal für die Fonds, mit denen die Fondspolice bestückt wird.

Aus diesem Grund hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vor kurzem eine Untersuchung bei Fondspolicen durchgeführt. Das Ergebnis: Viele Fondspolicen sind zu teuer. Und zwar deutlich. Besonders perfide: Bei einigen Fondspolicen hatten die Kunden aufgrund der hohen Kosten von Anfang an keine Chance, jemals eine positive reale Rendite zu erhalten.

Meine Empfehlung: Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser. Überprüfen Sie unbedingt Ihre Fondspolicen, damit es später kein böses Erwachen gibt. In fast allen Fällen ist eine Umstellung auf kostengünstige ETFs die deutlich ertragreichere Option.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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