Kostet Sie dieser geschenkte Gaul ein Vermögen?


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“Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul.” sagt der Volksmund.

Falls einem der Gaul allerdings von einer Bank, Sparkasse, einem Finanzvertrieb oder einem Versicherer “geschenkt” wurde, sollte man besser genau hinschauen.

Denn das Gratis-Hottehü ist in vielen Fällen ein trojanisches Pferd, das massiven Schaden verursacht, sobald man es ins Haus gelassen hat.

Die Nr. 1 unter den geschenkten Gäulen ist die Rentenversicherung. Genauer gesagt das Versprechen von Steuerersparnissen.

Denn unter echten Finanzprofis gilt die Regel: “Kaufe nie ein herkömmliches Finanzprodukt, nur weil es Steuervorteile verspricht.”

Warum nicht?

  1. Steuern werden in der Regel nicht gespart, sondern nur in die Zukunft verschoben.
  2. Der Produktentwickler kennt die Vorteile und greift in der Regel einen großen Teil der Steuervorteile in Form von Kosten ab.
  3. Die Steuergesetzgebung kann sich zu unserem Nachteil ändern.

Zurück zu den geschenkten Gäulen der herkömmlichen Finanzindustrie. Diese sollte man sofort vom Hof jagen, falls sie

  1. zu viel fressen (d. h. zu hohe Kosten haben),
  2. nur faul auf der Weide stehen (d. h. keine Erträge bringen) oder
  3. Flöhe haben (d. h. unklare oder verdeckte Bedingungen).

Diese drei Nachteile treffen auf nahezu alle Versicherungsprodukte zu, d. h. private Rentenversicherungen, Rürup-Renten (Basisrenten) und Verträge der betrieblichen Altersvorsorge.

Wir haben inzwischen über 2.500 Lebens- und Rentenversicherungen überprüft. Hier die traurigen Ergebnisse:

  • Kosten: Mehr als die Hälfte der geprüften Verträge war im Minus, d. h. der aktuelle Vertragswert war geringer als die Summe der eingezahlten Beiträge. Nicht selten nach 20 Jahren oder länger. Hier laufen die Steuervorteile komplett ins Leere, weil überhaupt kein Ertrag erzielt wurde, der versteuert werden müsste.
  • Geringe Erträge: Bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen investieren die Versicherer weiterhin rund 80 % der Kundengelder in festverzinsliche Wertpapiere, deren Verzinsung seit vielen Jahren unter der Inflationsrate liegt. Versicherungskunden erleiden reale Vermögensverluste.
  • Unklare Bedingungen: Vielen Kunden ist nicht ordentlich erklärt worden, dass Rürup-Renten nicht kündbar sind. Oder dass die monatlichen Auszahlungen in der Rentenphase so gering sind, dass man häufig über 100 Jahre alt werden muss, damit sich der Vertrag lohnt. Oder dass der Versicherer die Rentenzahlungen unter gewissen Umständen einseitig kürzen kann.

Fazit: Lebens- und Rentenversicherungen sind in den meisten Fällen ein totes Pferd, von dem man schnellstmöglich absteigen sollte.

Das Problem: Als Laie ist es oft schwer zu erkennen, ob eine Versicherung sinnvoll ist oder nicht.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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