Ein sehr fragwürdiger Ratschlag


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Vielen Menschen wird aktuell dazu geraten, zusätzliche Beiträge in die gesetzliche Rente, ein Versorgungswerk oder eine Rürup-Rente einzuzahlen.

Der Grund: Die Einzahlungen könne man steuerlich geltend machen und man erhalte später eine sichere Rente.

Ich halte das für einen sehr fragwürdigen Ratschlag. Warum?

Hier die beunruhigenden Fakten zur gesetzlichen Rente:

  1. Dieses Jahr muss der Bund die Rentenkassen mit mehr als 100 Milliarden Euro aus Steuermitteln bezuschussen. Das ist über ein Viertel des Bundeshaushalts!
  2. Die Tendenz ist steigend. Wissenschaftler warnen, dass der Anteil des Rentenzuschusses im Jahr 2040 auf 40 % und im Jahr 2060 auf 55 % des Bundeshaushalts steigen könnte. Diese Ausgaben wären selbst mit massiven Steuererhöhungen nicht mehr finanzierbar. Die Empfehlung: Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre.
  3. Eine Reform der Rentensysteme ist dringend nötig; das ist schon seit langem klar. Der politische Wille, das Thema auch ernsthaft anzugehen, ist leider nicht zu erkennen. Kein Politiker, der wieder gewählt werden will, wird die schlechte Nachricht freiwillig überbringen wollen.

Das Ergebnis: Anstatt endlich die wichtigen Entscheidungen zu treffen, wir die Dose von der Politik immer weiter die Straße runter gekickt.

Die Situation bei Freiberuflern, die in Versorgungswerke einzahlen ist meist auch nicht besser. Denn Freiberufler sind, aus Sicht der Versorgungswerke, sogenannte „schlechte Risiken“. Denn Freiberufler leben durchschnittlich 4 Jahre länger als der Durchschnittsbürger. Und beziehen entsprechend länger eine Rente.

Freiwillige zusätzliche Zahlungen in die Rentenkassen oder private Rürup-Renten haben einen weiteren negativen Nebeneffekt, der oft übersehen wird: Man vergrößert dadurch ein bereits immenses Klumpenrisiko.

Dieses Klumpenrisiko heißt Deutschland. Die meisten von uns haben unsere Jobs, Unternehmen, Kanzleien, Praxen, Immobilien, Ferienhäuser und Rentenansprüche in Deutschland. In der Regel sind über 90 % unseres Lebens und unserer Finanzen eng mit Deutschland verbunden.

Das Problem: Es ist völlig unklar, wie unser Land in 10 oder 20 Jahren aussehen wird. Das ist übrigens die Hauptsorge vieler Mandanten, mit denen ich derzeit spreche.

Das Geld, das man in die gesetzliche Rente einzahlt, ist weg. Man verliert die Kontrolle. Das gilt auch für Zahlungen in Versorgungswerke, in Rürup-Renten (das möglicherweise schädlichste Finanzprodukt überhaupt) und die betriebliche Altersvorsorge.

Das Geld bekommt man irgendwann in seinen 60ern (oder später?) scheibchenweise zurück. Dann muss das Geld noch versteuert werden. Wie viel am Ende wirklich rauskommt, entscheidet dann die Politik. Keine attraktive Geldanlage, denke ich.

Die mögliche Alternative?

Zahlen Sie nur das absolute Minimum in den Gemeinschaftstopf, denn Sie wissen nicht, was Sie Ende zurückbekommen.

Behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Zum Beispiel indem Sie privat in ein weltweit streuendes Wertpapier-Portfolio investieren. So machen es viele der erfolgreichsten Investoren der Welt, z. B. der norwegische Staatsfonds.

Denn Aktien sind in den vergangenen Jahrzehnten mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von über 7 % die ertragreichste Anlageklasse gewesen und eignen sich damit sehr gut zum langfristigen Vermögensaufbau.

Der positive Nebeneffekt: Sie reduzieren das Klumpenrisiko Deutschland, weil Sie weltweit investieren.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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