Die wichtigste Regel beim Aktienkauf


Start » Der Finanz-Blog » Die wichtigste Regel beim Aktienkauf

Die vielleicht bekannteste Kaufmannsregel lautet: “Der Gewinn liegt im Einkauf.” Das heißt, es ist schwierig, einen Gewinn zu erzielen, wenn man ein Produkt zu teuer einkauft.

Dasselbe gilt auch für Aktien. Genauer gesagt für Einzelaktien. Der Kaufzeitpunkt bzw. der Kaufpreis bei breit streuenden Fonds, die langfristig gehalten werden, ist weniger relevant.

Der vielleicht wichtigste Bewertungsmaßstab für Aktien ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (auch KGV genannt). Das heißt, der Kurs (Preis) einer Aktie wird zum erwarteten Jahresgewinn des Unternehmens ins Verhältnis gesetzt.

Je höher das KGV, desto “teurer” ist eine Aktie. Das KGV ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn es hängt zum Beispiel von der Branche ab. So haben Automobilhersteller und Banken traditionell niedrigere KGVs, weil sie sehr konjunkturanfällig sind. Technologiewerte habe oft sehr hohe KGVs, weil sie häufig schnell wachsen.

Die zukunftsgerichteten KGVs der wichtigsten Aktienmärkte sehen aktuell so aus (Quelle: Yardeni Research):

Dax:    11
Schwellenländer:    12
MSCI All Countries:    16
USA:    19

 

Mit Ausnahme des Tech-Sektors in den USA, sind die globalen Aktienmärkte übrigens nicht übermäßig hoch bewertet. Die Schwellenländer, inklusive China, und der DAX sind sogar vergleichsweise günstig bewertet.

Einzelne Aktien können jedoch sehr stark von diesen Index-Werten abweichen. Hier die zukunftsgerichteten KGVs von vier Aktien, die aktuell sehr viel Aufmerksamkeit erhalten, z. B. aufgrund des Hypes um Künstliche Intelligenz.

Apple:    30
Amazon:    60
Nvidia:    67
Tesla:    91

 

Diese vier Aktien sind derzeit 50 % (Apple) bis 480 % (Tesla) “teurer” als der durchschnittliche US-Aktienmarkt. Der Grund für diese hohen Bewertungen liegt darin, dass viele Analysten ein starkes Gewinnwachstum bei diesen Unternehmen erwarten. Ob die hohen Bewertungen gerechtfertigt sind oder nicht, wird sich erst in der Zukunft zeigen.

Auf der anderen Seite ist die Stimmung gegenüber China so schlecht, wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Sorgen um den Immobilienmarkt und die schwächelnde Konjunktur haben dazu geführt, dass der chinesische Leitindex CSI 300 dieses Jahr um 10 % gefallen ist. Während alle anderen bedeutenden Aktienmärkte deutlich im Plus sind.

Regelmäßige Leser dieses Newsletters wissen, dass ich auf streng wissenschaftlicher Basis investiere, das heißt, langfristig (Buy-and-Hold), global breit gestreut, prognosefrei und kostengünstig mit ETFs und Indexfonds.

Die aktuelle Nachrichtenlage ist tendenziell eher negativ. Marktkorrekturen können jederzeit passieren. Auf Basis der aktuellen Bewertungsniveaus spricht nichts dagegen, in Aktien investiert zu bleiben. Für Anleger, die noch nicht in Aktien investieren und sich unsicher sind, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist anzufangen, hier ein zeitloser Ratschlag von Warren Buffett:

„In solch beängstigenden Zeiten sollte man zwei Dinge nie vergessen: Erstens ist die weit verbreitete Angst Ihr Freund als Anleger, weil sie Ihnen Schnäppchenkäufe ermöglicht. Zweitens: Ihre eigene Angst ist Ihr Feind. Sie wird auch unberechtigt sein.”

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

Alle Beiträge von Achim Teske