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Was ist schlimmer, als gar keine Aktien zu haben?
Zu glauben, man bekommt satte Aktienrenditen, dabei nehmen einem die Versicherer die Butter vom Brot. Und nicht selten noch ein Stück des Brots.
Viele Aktieninvestoren reiben sich aktuell die Hände. Denn trotz der weiterhin schwierigen Nachrichtenlage (hohe Inflation, hohe Zinsen, Ukraine-Krieg, Spannungen mit China, etc.) haben sich die globalen Börsen in den vergangenen Monaten prächtig entwickelt.
Zum Beispiel ist der DAX seit seinem Tief im Oktober 2022 um über 30 % gestiegen.
Bei den meisten Besitzern von fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen (im Folgenden Fondspolicen) würde das Händereiben wahrscheinlich sofort in ungläubiges Augenreiben gefolgt von unkontrollierter Schnappatmung umschlagen, falls sie die Performance ihrer Fondspolicen mit der Entwicklung der Aktienmärkte vergleichen würden.
Denn unsere Erfahrung aus der Überprüfung einer vierstelligen Zahl von Fondspolicen ist sehr ernüchternd. Nur rund 10 % der von uns überprüften Fondspolicen hatten eine bisherige Rendite von über 2 % pro Jahr.
Wo ist die ganze Rendite geblieben, fragen Sie sich jetzt vielleicht. Hier unsere Erfahrung:
- Bei Fondspolicen fallen doppelte Kosten an. Für den Versicherungsmantel und für die Fonds.
- Die Fonds sind fast ausschließlich teure gemanagte Fonds, nicht selten konzerneigene Fonds oder Dachfonds.
- Oftmals kommen Mischfonds zum Einsatz, die in der Regel eine geringere Rendite als reine Aktienfonds haben. Und die im letzten Jahr aufgrund der Zinswende massiv unter die Räder gekommen sind.
In Summe versickern bei Fondspolicen nicht selten 5 % der Marktrendite als Kosten. D. h. in vielen Fällen kommen 60 % (oder mehr) der Rendite nicht beim Anleger an, sondern gehen an die Finanzindustrie.
Die Versicherungskunden ahnen in der Regel nichts, weil die jährlichen Standmitteilungen nicht alle benötigten Informationen enthalten, um die Fondspolicen beurteilen zu können. Am Ende ist die Enttäuschung groß, wenn z. B. gar kein Ertrag herauskommt. Das ist bei 50 % der von uns untersuchten Fondspolicen der Fall. Sie haben richtig gelesen: Die Hälfte der von uns untersuchten Versicherungen ist im Minus, nicht selten auch nach 20 Jahren.
Die hohen Kosten von Fondspolicen sind inzwischen auch der BaFin aufgefallen, die eine offizielle Untersuchung eingeleitet hat. Die Ergebnisse werden zeitnah erwartet. Ich bin gespannt, ob die BaFin Ross und Reiter benennen wird, d. h. die Versicherer nennt, die deutlich erhöhte Kosten haben.
Was können Sie jetzt tun?
Überprüfen Sie unbedingt die Rentabilität ihrer Fondspolicen. Vergleichen Sie im ersten Schritt die gezahlten Beiträge mit dem aktuellen Fondsvermögen. Sie werden wahrscheinlich überrascht sein.
In der Vergangenheit blieb enttäuschten Versicherungskunden nur die Kündigung ihrer Versicherung. Dies war meist mit hohen Stornokosten verbunden.
Vor rund 10 Jahren hat der Europäische Gerichtshof ein bahnbrechendes Urteil gesprochen. Dieses Urteil gewährt zahlreichen Versicherungskunden ein „ewiges Widerrufsrecht“. Das bedeutet, Versicherungen können noch viele Jahre nach Abschluss widerrufen und dann rückabgewickelt werden.
Der Vorteil: Sie erhalten in vielen Fällen die Abschluss- und Verwaltungskosten zurück sowie ggf. eine sogenannte Nutzungsentschädigung.
Falls Sie betroffen sind, bedeutet das konkret:
- Sie könnten zwischen 15 % und 60 % mehr Geld aus ihrer Versicherung erhalten.
- Sie könnten eventuell aus einer unkündbaren Rürup-Rente herauskommen
- Sie könnten bei gekündigten Verträgen einen „Nachschlag“ bekommen.
In den vergangenen Jahren habe ich ein Netzwerk von spezialisierten Fachanwälten aufgebaut, mit deren Unterstützung ich inzwischen eine dreistellige Zahl von Lebensversicherungen rückabgewickelt habe.
Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.