Die Festgeldzinsen fallen
Was Sie jetzt tun können


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Nach vielen Jahren der unfreiwilligen Zins-Diät konnten sich Sparer im letzten Jahr über deutlich höhere Festgeld- und Tagesgeld-Zinsen freuen.

Diese Freude könnte möglicherweise kurzlebig gewesen sein, denn viele Banken und Sparkassen haben in den vergangenen Wochen die Zinsen gesenkt, die sie ihren Anlegern zahlen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, 

  • warum hohe Zinsen nicht unbedingt positiv für Anleger sein müssen und 
  • wie Sie knauserigen Banken und Sparkassen ein Schnippchen schlagen können

Festgeld und Tagesgeld – Die Grundlagen

  • Festgeld und Tagesgeld sind in der Regel kurzlaufende Zinsprodukte.
  • Bei Zinsprodukten entscheidet die “reale” Verzinsung, das heißt die Verzinsung unter Berücksichtigung der Inflationsrate.
  • Die Inflation betrug im Dezember 3,7 % in Deutschland.

Faustformel: Kurzlaufende Zinsprodukte sind in der Regel nicht zum realen Vermögensaufbau geeignet, weil ihre Verzinsung unterhalb der Inflationsrate liegt.

Hohe Tagesgeld- und Festgeldzinsen haben einen weiteren negativen Effekt, der nur selten beachtet wird. Vermeintlich attraktive Zinsen halten Anleger oft davon ab, etwas besseres mit Ihrem Geld anzufangen. Zum Beispiel, es zumindest teilweise in Aktien anzulegen. Trotz aller Krisen sind die globalen Aktienmärkte letztes Jahr zweistellig gestiegen. Die durchschnittliche jährliche Rendite der Aktienmärkte lag in den vergangenen 100 Jahren bei 7 %. Da kann das Festgeld nicht einmal näherungsweise mithalten.

Das Problem einer oft negativen realen Verzinsung gilt übrigens nicht nur für Festgeld und Tagesgeld, sondern auch für andere Kapitalanlagen, die hauptsächlich in Zinsprodukte investieren. Zum Beispiel klassische Lebens- und Rentenversicherungen, Basisrenten (“Rürup-Renten”) und Verträge der betrieblichen Altersvorsorge. Unsere Analyse von über 2.000 Lebens- und Rentenversicherungen hat ergeben, dass weniger als 10 % davon eine reale Rendite erzielten, die oberhalb der Inflation lag. Mit anderen Worten: In unserer Erfahrung sind 90 % aller Lebens- und Rentenversicherungen reale Kapitalvernichter.

Wie Sie knauserigen Banken und Sparkassen ein Schnippchen schlagen

Laut einer Analyse des Vergleichsportals Verivox liegt der Durchschnittszins bei Tagesgeld bei bundesweit aktiven Banken aktuell bei 1,71 %. Deutlich knauseriger sind laut Verivox Volksbanken (0,59 % Zinsen) und Sparkassen (0,6 % Zinsen). Bei einigen Geldhäusern gibt es gar keine Tagesgeldzinsen.

Falls Sie sich nicht länger von der Finanzindustrie die Butter vom Brot nehmen lassen wollen, dann können Sie zum Beispiel in kurzlaufende Staatsanleihen hoher Bonität investieren. Diese zahlen aktuell um die 3,5 % bis 4,0 % Zinsen.

Die angenehme Nebeneffekte

  • Staatsanleihen sind in der Regel sicherer als Einlagen bei Finanzinstituten.
  • Ihre Anlagesumme ist unbegrenzt. Das heißt, Festgeld-Hopping gehört der Vergangenheit an.
  • Diese Anleihen bzw. Anleihenfonds haben börsentägliche Verfügbarkeit und sind dadurch sehr liquide.

Und jetzt?

Die gestiegenen Zinsen sind ein zweischneidiges Schwert, denn sie wiegen viele Anleger in falscher Sicherheit.

Meine Empfehlung. Stellen Sie alle zinsbasierten Kapitalanlagen auf den Prüfstand, denn nur Realwerte, z. B. Aktien, versprechen einen langfristigen Inflationsschutz. Das bedeutet nicht, dass man sich kopfüber in den Aktienmarkt stürzen soll. Aber Gelder, die auf absehbare Zeit nicht benötigt werden, können z. B. in breitstreuende ETFs investiert werden.

Interessanterweise wurde ich vor ziemlich genau einem Jahr von der Süddeutschen Zeitung zu diesem Thema interviewt. Die Aussagen sind weiterhin aktuell. Das Interview finden Sie HIER.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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