Bankenaufsicht prüft Zertifikate-Geschäft der Sparkassen und Volksbanken


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Seine erste große Liebe vergisst man bekanntlich nicht.

Meine erste Beratung werde ich auch nie vergessen. Allerdings aus ganz anderen Gründen. Denn meine Laufbahn als Honorarberater begann mit einer Feuertaufe. Nämlich mit einer waschechten “Lehman-Oma”. Falls der Begriff neu für Sie ist: „Lehman“ ist die Kurzform von „Lehman Brothers“, der amerikanischen Investmentbank, die 2008 pleite ging und dadurch die globale Finanzkrise auslöste. Eine “Lehman-Oma” steht exemplarisch für Anleger, denen auf Betreiben ihrer Berater hochriskante Finanzprodukte verkauft wurden, die nicht selten mit einem Totalverlust endeten.

Aber mal von vorn. Im August 2017, kurz nachdem ich meine Beratungsgesellschaft gegründet hatte, wurde ich gebeten, eine zweite Meinung zu einem 1,14 Millionen Euro Wertpapierdepot zu geben. Dieses gehörte einer 86 Jahre alten alleinstehenden Dame, die Kundin bei einer namhaften Sparkasse war.

Was ich in dem Finanzordner der Dame fand, schockierte mich. 

Den Depotauszug könnte man als Fallstudie in einem Lehrbuch mit dem Titel “So maximiert man als Berater seine Provisionen” heranziehen.

Nur zur Sicherheit: Was ich im Folgenden beschreibe, ist legal. Ein “Geschmäckle” hat es auf jeden Fall, denke ich.

51 % der Anlagesumme (584.000 Euro) wurden in eine hauseigene Vermögensverwaltung investiert, die Kosten von etwas über 2 % pro Jahr hatte (12.000 Euro/Jahr). Weitere 18 % (206.000 Euro) waren in konzerneigene Fonds und Anleihen geflossen. Nicht ideal aufgrund der hohen Kosten und möglicher Interessenkonflikte, aber zumindest nicht gefährlich für eine 86 Jahre alte Dame.

Dann wurde es riskant. 13 % (146.000 Euro) waren in Beteiligungen geflossen, d. h. geschlossene Immobilienfonds und Schiffe. Diese hatten teilweise drastisch an Wert verloren.

Die unrühmliche Krönung waren jedoch die strukturierten Produkte, die meiner Mandantin für fünfstellige Eurobeträge verkauft worden waren, u. a. Lehman Zertifikate, die bereits mit einem Totalverlust ausgebucht worden waren.

Warum erzähle ich Ihnen diese ollen Kamellen? fragen Sie jetzt völlig zurecht.

Weil es scheint, als ob einige Sparkassen und Volksbanken vielleicht doch nicht die richtigen Lehren aus dem Lehman-Desaster vor 15 Jahren gezogen haben. 

Diese Woche berichtete das Handelsblatt, dass die Bankenaufsicht BaFin den massenhaften Verkauf von Zertifikaten an Privatkunden prüft. Diese wurden wohl im großen Stil von Sparkassen und Volksbanken verkauft. Es ist unklar, ob dies im Interesse der Kunden geschehen sei.

Laut Presseberichten haben gerade Sparkassen Zertifikate und strukturierte Anleihen von konzerneigenen Anbietern als Alternative zu niedrig verzinsten Tagesgeldern und Festgeldern empfohlen.

Meine Erfahrung aus der Praxis: Kein normaler Anleger braucht Zertifikate. Denn Zertifikate sind komplexe Produkte. Man kann die Anlageziele meistens mit deutlich einfacheren Mitteln erreichen. Außerdem eignen sich komplexe Produkte wunderbar dazu, Kosten einzubauen und zu verschleiern und Provisionen zu kassieren.

Nur nebenbei: In den USA dürfen diese Finanzprodukte nicht an Privatanleger verkauft werden.

Bei der Geldanlage fährt man in der Regel am besten, wenn man es einfach und kostengünstig hält. Man braucht nur wenige Finanzprodukte. Bei der Geldanlage sind dies Aktien, Anleihen und, falls gewünscht, Immobilien. Alles weitere, z. B. Zertifikate, ist in der Regel unnötiges Beiwerk.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin grundsätzlich ein großer Unterstützer von Sparkassen und Volksbanken, weil diese immer noch ein Filialnetz unterhalten und ihren Kunden, oftmals Senioren, teilweise in allen Lebenslagen helfen. Und diese Filialen kosten richtig Geld.

Aber das sture Verkaufen von sinnbefreiten Produkten, die keiner braucht, ist kontraproduktiv. Es schadet den Kunden und es schadet letztendlich auch der Finanzbranche selbst, weil Vertrauen verloren geht.

Und jetzt?

Falls Ihnen Zertifikate, Beteiligungen oder strukturierte Produkte verkauft worden sind, kann es sein, dass hohe Risiken in Ihrem Depot schlummern. Falls Sie Klarheit wünschen, dann buchen Sie Ihr kostenfreies Informationsgespräch.

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Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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