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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat diese Woche erneut die Zinsen gesenkt. Der sogenannte Einlagenzins liegt jetzt bei 2,75 %. Im Juni 2024 betrug er noch 4 %. Weitere Zinssenkungen könnten noch in diesem Jahr folgen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Profis ihr Geld parken und wie auch Sie Banken und Sparkassen, die mit den Zinsen knausern, ein Schnippchen schlagen können. Dann geht es auch noch um Anleihen, die aktuell über 5 % Zinsen zahlen.
Die oft ungeahnten Gefahren von Zinsprodukten
- Herkömmliche Zinsprodukte wie Festgeld und Tagesgeld sind nicht zum realen Vermögensaufbau geeignet. Von 2,75 % Festgeldzinsen verbleiben nach 26,375 % Steuer und Soli nur 2,02 % reale Rendite. Das gleicht nicht einmal die Inflation aus.
- Die EZB hat kaum Einfluss auf die Höhe der langfristigen Zinsen. Diese werden vom Markt bestimmt. Spannenderweise sind die langfristigen Zinsen in den letzten Monaten gestiegen. Das sind keine guten Nachrichten für Anleger, die langlaufende Anleihen haben oder die eine Immobilie zur Eigennutzung kaufen möchten.
- Anleger, die auf Zinsprodukte setzen, zahlen oft hohe Opportunitätskosten. Das sind die entgangenen Gewinne, weil das Geld nicht renditestark im Aktienmarkt investiert ist. Der Aktienmarkt hat historisch über 7 % Rendite pro Jahr erzielt. In den vergangenen 12 Monaten haben die globalen Aktienmärkte sogar im zweistelligen Prozentbereich zugelegt. Da können Zinsprodukte nicht einmal annähernd mithalten (außer Hochzinsanleihen, siehe unten).
Festgeld und Tagesgeld
Die letzte Zinssenkung ist für Sparer vernachlässigbar. Die durchschnittlichen Festgeldzinsen sind in den letzten Monaten bereits deutlich gefallen. Es gibt zwar weiterhin Lockvogelangebote am Markt, diese sind jedoch in der Regel mit teilweise strengen Bedingungen verknüpft. Zum Beispiel gelten Angebote nur für Neukunden, es können nur geringe Beträge angelegt werden oder die Laufzeit ist begrenzt.
Falls die EZB die Leitzinsen weiter senkt, werden die Festgeld- und die Tagesgeldzinsen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls sinken. Dadurch wird beides noch unattraktiver.
Immobilienzinsen
Die Zinssenkung der EZB hilft Immobilienkäufern nicht. Die Immobilienzinsen orientieren sich an der Verzinsung von langlaufenden Bundesanleihen. Interessanterweise sind die Zinsen von langlaufenden Bundesanleihen in den letzten Monaten sogar gestiegen. Eine Begründung ist, dass die deutschen Staatsausgaben in Zukunft deutlich steigen könnten (z. B. Verteidigungsausgaben, Sanierung der Infrastruktur, etc.). Das sind keine guten Nachrichten für Anleger, die eine Immobilie zur Eigennutzung kaufen möchten.
Anleihen
Die Zinsstrukturkurve für deutsche Staatsanleihen ist weiterhin leicht invers, d. h. dass die langfristigen Anleihezinsen niedriger als die kurzfristigen Anleihezinsen sind. Beispiel: Die Zinsen für eine 1-jährige Bundesanleihe liegen aktuell bei 2,7 %. Die 10-jährige Bundesanleihe hat eine Verzinsung von 2,45 %.
Achtung: Die Verzinsung der 10-jährigen Bundesanleihe lag im Dezember noch bei 2,05 %. Das bedeutet, dass Anleger, die langlaufende Anleihen in Ihrem Portfolio haben, in den letzten Wochen teilweise deutliche Kursverluste erlitten haben. Es gilt die Faustformel: Wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse von Anleihen. Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, desto größer der Kursverlust.
Und jetzt?
Haben Sie aktuell Liquidität in Festgeld oder Tagesgeld geparkt? Dann können Sie folgendes tun:
- Geld, das Sie langfristig nicht benötigen, gehören in den Aktienmarkt. Die Aktienmärkte können zwar schwanken, langfristig haben sie jedoch die höchsten Renditen geliefert. Klicken Sie HIER, um die 7 Dinge zu erfahren, die Sie über Aktien wissen sollten.
- Falls Sie Geld kurzfristig parken möchten bzw. müssen, dann tun Sie dies am besten in kurzlaufenden Staatsanleihen und Unternehmensanleihen hoher Bonität. Sie erhalten hier immer noch bis zu 3,5 % Zinsen. Auf diese Weise können Sie auch das Geld parken, das Sie in Ihrem Unternehmen haben.
- Falls Sie Ihr Geld für zwei bis fünf Jahre anlegen möchten, dann können Hochzinsanleihen interessant sein. Diese erzielen aktuell über 5 % Rendite bei deutlich geringeren Schwankungen als Aktien.
Haben Sie Mischfonds oder investieren Sie in Anleihen oder Anleihenfonds? Dann empfehle ich Ihnen, genau zu prüfen, in welche Arten von Anleihen Sie investiert sind. Denn Anleihe ist nicht gleich Anleihe. Falls Sie langlaufende Anleihen haben und die langfristigen Zinsen weiter steigen, könnte dies sehr teuer für Sie werden.
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Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.