Darum besitzen die Deutschen weniger Vermögen als andere


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Letzte Woche wurde der jährliche Global Wealth Report veröffentlicht.

Die gute Nachricht: Die Welt war noch nie so reich wie heute. Trotz permanenter Krisen stieg das private Geldvermögen um 7,6 % auf 239 Billionen Euro.

Allerdings bestehen große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern.

Nicht überraschend stehen die USA und die Schweiz an der Spitze der vermögendsten Länder.

Deutschland liegt weit abgeschlagen auf dem 18. Platz (unter 25 Industrieländern). 

Warum haben die Deutschen bei der Geldanlage deutlich weniger Erfolg als andere Länder?

Laut der Studie erfolgt der Vermögensaufbau in Deutschland fast ausschließlich durch Sparen. Das bereits aufgebaute Vermögen arbeitet nicht optimal. Denn die Deutschen setzen bei der Geldanlage oft auf das falsche Pferd setzen, d. h. auf niedrig verzinste Geldanlagen. In vielen Fällen liegt das Geld nur auf Sparbüchern und Festgeldkonten herum. Oder ist in unrentablen Lebensversicherungen und Rentenversicherungen gebunden. Dadurch bauen wir deutlich weniger Vermögen auf, als möglich wäre. 

Warum die meisten Lebensversicherungen und Rentenversicherungen finanziell schädlich sind und wie Sie doch noch mit Gewinn aus diesen Verträgen herauskommen können, können Sie HIER nachlesen.

Durch die hohe Inflation der vergangenen Jahre spricht die Studie sogar von “vier verlorenen Jahren” für deutsche Anleger. Denn die Kaufkraft des privaten Geldvermögens liegt in Deutschland noch immer unter dem Niveau, das vor der Corona-Pandemie erreicht war.

In anderen Ländern kaufen Privatanleger vermehrt Investmentfonds, Anleihen und Aktien, die deutlich höhere Renditen bringen. Das Ergebnis: In den USA stammen zwei Drittel des Vermögensaufbaus der vergangenen 20 Jahre aus Wertsteigerungen von Geldanlagen. Zum Beispiel Kursgewinnen von Aktien. 

Die wichtigste Regel bei der Geldanlage

Entscheidend bei der Geldanlage ist die Wahl der richtigen Anlageklasse. Sie bestimmt zu über 90 % die Verzinsung, die man am Ende bekommt.

Hier die vier Haupt-Anlageklassen und deren jeweilige durchschnittliche jährliche Rendite der vergangenen 120 Jahre:

  • Aktien: 7,2 %
  • Immobilien: 4,4 %
  • Anleihen: 4,0 %
  • Rohstoffe: 2,2 %

Jetzt kommt die sogenannte 72er-Regel ins Spiel. Mit der 72-er Regel ermittelt man, wie lange es dauert, bis man sein Vermögen mit einer Geldanlage verdoppelt hat. Man nimmt die Zahl 72, teilt sie durch die Rendite einer Geldanlage und erhält die Anzahl von Jahren, die man zur Verdoppelung benötigt.

Hier die Jahre, die die Hauptanlageklassen zur Verdoppelung benötigt haben:

  • Aktien: 10 Jahre
  • Immobilien: 16 Jahre
  • Anleihen: 18 Jahre
  • Rohstoffe: 32 Jahre

Es mag vielleicht aufgrund des Immobilienbooms von 2010 bis 2022 (der vor allem durch die Niedrigzinsphase ausgelöst wurde) überraschend klingen:

Aktien sind mit Abstand die lukrativste Geldanlage der vergangenen 120 Jahre gewesen.

Übrigens: Das Nr. 1 Anlageprodukt der Deutschen, die klassische Lebensversicherung, hat in unserer Erfahrung eine durchschnittliche Rendite nach Kosten von rund 1 %. Das heißt, diese Versicherungen gleichen in der Regel nicht einmal die Inflation aus und sind deshalb nicht zum realen Vermögensaufbau und zur Altersvorsorge geeignet.

Die meisten Anleger investieren nicht optimal

Beim Sparen sind wir Deutschen Weltklasse. Leider nicht beim Investieren. Weniger als 20 % aller Deutschen haben Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs. 

Aber selbst wenn Sie in Aktien oder Aktienfonds investieren, bedeutet das nicht, dass Sie 7 % Rendite pro Jahr erhalten. Studien haben ergeben, dass meistens deutlich weniger Rendite bei den Anlegern ankommt.

Die Hauptgründe dafür sind häufig die hohen Kosten herkömmlicher Finanzprodukte sowie das andauernde Umschichten von Fonds, das hohe Steuern und Gebühren auslöst.

Denn die traditionelle Finanzbranche und die sozialen Medien reden Anlegern permanent ein, dass man mit viel Nachdenken und sorgfältigen Analysen die Gewinneraktien und Gewinnersektoren herauspicken kann und/oder vorhersagen kann, wann die Börsen steigen oder fallen.

Das ist Unsinn und wissenschaftlich eindeutig widerlegt. Niemand kann zuverlässig vorhersagen, welche Aktie steigt und welche fällt. Auch die vermeintlichen Experten nicht.

Lesen Sie HIER sieben überraschende Fakten zu Aktien.

Dieser Mythos wird jedoch weiterhin verbreitet, weil das Geschäftsmodell der herkömmlichen Finanzbranche vor allem auf dem Verkauf von teuren Finanzprodukten und dem Erzeugen von Transaktionskosten und Ausgabeaufschlägen beruht. Dabei spielt das regelmäßige Umschichten von Fonds eine große Rolle. Einerseits um eine Beratungsleistung zu suggerieren und andererseits um Gebühren zu generieren.

Praxisbeispiel: Diese Woche habe ich ein Wertpapier-Depot eines Kunden einer großen deutschen Bank analysiert. Die grundsätzliche Konstruktion des Depots war sinnvoll. Es bestand zu 80 % aus Aktien und 20 % aus Anleihen. 

Die jährlichen Gesamtkosten des Depots waren allerdings sehr hoch und betrugen 3,7 % der Anlagesumme, d. h. 3.700 Euro pro 100.000 Euro. Fast die Hälfte davon stammte aus einmaligen Gebühren für Käufe und Verkäufe.

Zum Vergleich: Die Kosten eines seriösen Honorarberaters, der ETFs einsetzt, liegen bei maximal 1,5 % pro Jahr. Bei größeren Anlagesummen auch deutlich darunter.

Es versteht sich von selbst, dass höhere Kosten gerechtfertigt sind, wenn eine bessere Leistung erbracht wird. Das Großbanken-Depot, das vor allem mit teuren, aktiv gemanagten Fonds bestückt war, hatte im Jahr 2023 allerdings nur eine Rendite von 5,1 % erzielt. 

Zum Vergleich: Ein vergleichbares ETF-Portfolio hat im selben Jahr eine Rendite von 11,3 % gemacht.

In Summe sind diesem Kunden in einem Jahr 6.200 Euro pro 100.000 Euro Anlagesumme entgangen.

Traurig, aber wahr: Die meisten gemanagten Fonds sind ihr Geld nicht wert.

Fazit

Die schlechte Geldanlage der Deutschen ist ein massives Problem. Für individuelle Anleger und für unsere Gesellschaft. Denn es wird deutlich weniger Vermögen aufgebaut als möglich wäre. Das dann im Ruhestand nicht zur Verfügung steht.

Die herkömmliche Finanzindustrie, die sich vor allem durch den Produktverkauf und Provisionen finanziert, hat wahrscheinlich keinen unerheblichen Anteil an diesem Problem.

75 % der Deutschen haben das Vertrauen in die Finanz- und Versicherungsbranche verloren (Quelle: Ernst & Young). Und lassen ihr Geld lieber im Sparstrumpf.

Dieses Problem ist auch schon der Europäischen Kommission aufgefallen, die letztes Jahr ein Provisionsverbot einführen wollte. Was allerdings von der Lobby der Finanzindustrie mit Hilfe deutscher Politiker abgewendet wurde.

Meine Empfehlung

Aktien sind für die meisten Anleger der wichtigste Baustein für den erfolgreichen Vermögensaufbau.

Falls Sie gemanagte Wertpapier-Portfolios haben, dann schauen Sie in den Jahresbericht und die Kostenaufstellung, die Sie einmal pro Jahr erhalten. Dadurch stellen Sie sicher, dass die Marktrendite auch wirklich bei Ihnen ankommt und nicht durch Gebühren und schlechte Fonds aufgefressen werden.

Falls Sie dabei Hilfe wünschen, dann melden Sie sich gern.

Dasselbe gilt, falls Sie die ersten Schritte am Aktienmarkt gehen möchten. Sich aber unsicher sind, wie Sie vorgehen sollen. Wir unterstützen Sie gern. Buchen Sie einfach Ihr kostenfreies Informationsgespräch und erfahren Sie, wie wir Ihnen helfen können.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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