Warum erfolgreiche Menschen bei der Geldanlage scheitern


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Warren Buffett ist der erfolgreichste Investor der vergangenen 50 Jahre. Mit einem Nettovermögen von 135 Milliarden US-Dollar ist der 93-jährige der zehntreichste Mensch der Welt. 

Zum Thema Geldanlage hat er einen überraschend simplen Ratschlag, der so elementar und wichtig ist, dass ich ihn hier nahezu ungekürzt mit Ihnen teile:

„Im Laufe der Jahre wurde ich oft um Anlageempfehlungen gebeten. Dabei habe ich eine Menge über das menschliche Verhalten gelernt. Meine regelmäßige Empfehlung war ein kostengünstiger S&P 500 Indexfonds.“

„Ich glaube jedoch, dass keiner der Superreichen, institutionellen Anleger oder Pensionsfonds diesen Rat befolgt hat.“

„Die Reichen sind daran gewöhnt, das beste Essen, die beste Ausbildung, die beste Unterhaltung, die beste Wohnung, die beste plastische Chirurgie oder was auch immer zu bekommen. Sie haben das Gefühl, dass sie sich mit ihrem Geld etwas kaufen können, das besser ist als das, was die Masse bekommt.“

„Aus diesem Grund haben die finanziellen „Eliten“ große Schwierigkeiten, ein Finanzprodukt zu erwerben, das auch für “normale” Menschen erhältlich ist. Ich schätze, dass die Elite bei der Suche nach einer besseren Anlageberatung in den letzten zehn Jahren mehr als 100 Milliarden Dollar verschwendet hat.“

„Das menschliche Verhalten wird sich nicht ändern. Vermögende Privatpersonen werden weiterhin das Gefühl haben, dass sie bei der Anlageberatung etwas ‚Besonderes‘ verdienen. Berater, die diese Erwartung geschickt ausnutzen, werden sehr reich werden.”

“Das wahrscheinliche Ergebnis dieser Versprechungen wird in einem bekannten Sprichwort vorausgesagt: 

„Wenn eine Person mit Geld auf eine Person mit Erfahrung trifft, hat die Person mit Erfahrung am Ende das Geld und die Person mit Geld geht mit Erfahrung.“

Was Warren Buffett beschreibt, erlebe ich häufig, wenn ich bestehende Kapitalanlagen von vermögenden Anlegern analysiere. 

Einen einfachen, kostengünstigen Indexfonds, der von Warren Buffett empfohlen wird, finde ich dabei so gut wie nie. Stattdessen treffe ich eigentlich immer auf teure aktiv gemanagte Fonds, Immobilienfonds, Container und Beteiligungen. 

Seit einigen Jahren auch auf Private Equity Fonds, die in nicht börsennotierte Unternehmen investieren, und Venture Capital Fonds (Wagniskapital). Diese Fonds werden als besonders exklusiv und rentabel angepriesen. Die Realität sieht oft anders aus. Eine Studie von Gerd Kommer Invest hat belegt, dass die Renditen von Private Equity Investments in den vergangenen rund 30 Jahren unterhalb des allgemeinen Aktienmarkts lagen. Bei gleichzeitig höherem Risiko und geringerer Verfügbarkeit, weil das Kapital bis zu 10 Jahre gebunden ist.

Verkauf anstatt Beratung

Ein häufiges Missverständnis bei der Geldanlage ist, dass die Finanzbranche eine “Beratungsbranche” ist. Das ist nicht korrekt. Die Finanzindustrie ist vor allem eine “Vertriebsbranche” für Finanzprodukte.

99 % aller Banken, Sparkassen, Strukturvertriebe, Finanzberater, Vermittler und Vertreter arbeiten auf Provisionsbasis. Sie leben davon, Finanzprodukte zu verkaufen und Aktivität zu erzeugen, so dass Kauf- und Verkaufsgebühren anfallen.

Die Ergebnisse dieses sogenannten aktiven Managements sind ernüchternd. Nur 2 % aller globalen Aktienfondsmanager schaffen es, Ihren Vergleichsindex über einen 10 Jahreszeitraum zu übertreffen. Anleger, die ihre Aktienanlage in Eigenregie durchführen, verlieren im Durchschnitt 5,6 % Rendite pro Jahr, weil sie vergeblich versuchen, die besten Aktien herauszupicken oder im richtigen Moment zu kaufen oder zu verkaufen.

Das große Missverständnis oder Ideen sind teuer

Warum scheitern viele Privatanleger bei der Geldanlage? Ich vermute, es gibt zwei Hauptgründe: Die ausgefeilte Vertriebspsychologie der traditionellen Finanzindustrie und die ständigen Impulse der Finanzmedien, die laufend neue Investmentideen pushen.

Diese Investmentideen klingen in der Regel plausibel und werden eloquent von vermeintlichen Experten vorgetragen.

Was Anlegern in diesem Zusammenhang verheimlicht wird ist, dass die Finanzindustrie ihre eigenen Regeln hat.

In fast jeder “normalen” Branche kann man durch harte Arbeit, Talent, überlegene Intelligenz und ein starkes Netzwerk, sprich durch aktives Handeln, bessere Ergebnisse erzielen als die breite Masse.

Das Gesetz, dass harte Arbeit sich auszahlt, gilt aber nicht bei der Aktieninvestments. 

Es gibt über 40.000 Aktien weltweit, davon über 400 in Deutschland. Niemand kann vorhersagen, welche Aktie steigt und welche fällt. Erschwerend kommt hinzu, dass nur eine sehr geringe Anzahl dieser Aktien dafür sorgt, dass die Aktienmärkte steigen. Diese Aktien waren in den vergangenen Jahren zum Beispiel Microsoft, Apple, Nvdia oder Tesla. Wer diese Aktien nicht im Depot hatte, hat nicht die durchschnittliche Marktrendite von 7 % pro Jahr bekommen, sondern deutlich weniger. 

Einer der Grundpfeiler der Aktienanlage ist die “Effizienzmarkthypothese”. Auf Deutsch: Allen Investoren stehen dieselben Informationen zur Verfügung und werden von diesen zur Analyse der Aktienmärkte und von einzelnen Aktien verwendet. Das Ergebnis: Die Märkte haben immer Recht und die Marktpreise sind immer „korrekt“, weil Millionen von Investoren zur Preisfindung beitragen. Für diese Erkenntnis wurde Eugene Fama 2013 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet.

Interessanterweise wird diese wissenschaftliche Erkenntnis von der herkömmlichen Finanzindustrie weitgehend ignoriert. Vermutlich weil es ihrem Geschäftsmodell widerspricht. Dieses Geschäftsmodell ist auf dem Prinzip aufgebaut, zu versuchen, schlauer als die anderen zu sein. Leider ist dieser Versuch, den Markt zu schlagen, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er führt lediglich zu permanenter Aktivität, die zu unnötigen Kosten und Steuern führt. “Hin und her macht Taschen leer”, sagt der Volksmund.

Leider trifft das Versprechen von neuen und exklusive Investmentideen, mit denen man cleverer ist als die anderen und schnell reich werden kann, besonders bei erfolgreichen Menschen auf fruchtbaren Boden. 

Denn diese erfolgreichen Menschen sind ja in der Regel gerade durch aktives und entschlossenes Handeln in ihrem eigenen Kompetenzbereich erfolgreich und vermögend geworden. Und übertragen diese Vorgehensweise verständlicherweise auf die Kapitalanlage. Ohne dass ihnen bewusst ist, dass dieses Verhalten in der Regel zu schlechteren Ergebnissen führt als ein simples Buy-and-Hold-Investment in eine Indexfonds oder ETF.

Und jetzt?

Zurück zu Warren Buffet, der die Geldanlage in breitstreuende und kostengünstige Indexfonds empfiehlt. Anstatt die Nadel im Heuhaufen zu suchen, kauft man mit einem Indexfonds quasi den kompletten Heuhaufen, d. h. Tausende von Aktien. Man erreicht dadurch eine breite Risikostreuung und ist automatisch in die besten Aktien investiert. Ein weiterer Vorteil: Ein Indexfonds kostet 80 % weniger Gebühren als ein aktiv gemanagter Fonds. Alleine durch die Kosteneinsparungen lässt sich langfristig ein zusätzliches Vermögen im sechs- oder siebenstelligen Bereich aufbauen.

Falls das Thema Indexfonds neu für Sie ist oder falls Ihnen aktive Investments vermittelt worden sind, dann buchen Sie jetzt Ihr kostenfreies Informationsgespräch. Sie erfahren, wie auch Sie Indexfonds und ETFs zum effizienten Vermögensaufbau und Vermögensschutz einsetzen können.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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