Wenn Märkte wackeln, geraten viele aus dem Tritt
Seit Monaten erleben wir drastische Schwankungen an den Börsen: Donald Trump kündigt neue Zölle an, rudert zurück, China kontert, Gold erreicht Rekordhöhen. YouTube-„Experten“ warnen vor dem Crash.
Und der DAX? Der hat diese Woche ein neues Allzeithoch erreicht.
Anleger sind zu Recht verunsichert.
Momentan werde ich besonders häufig gefragt:
- „Soll ich meine Aktien verkaufen?“
- „Sind Rüstungsaktien aussichtsreich?“
- „Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Gold zu kaufen?“
Ich kann diese Fragen gut nachvollziehen. Aber meine Antwort ist immer dieselbe: Ruhe bewahren. Nicht spekulieren. Und bleiben Sie bei Ihrer Strategie.
Was ich in DIE ZEIT gesagt habe
In meinem Interview habe ich es so formuliert:
„Politische Börsen haben kurze Beine.“
Das bedeutet: Ja, Märkte reagieren auf politische Nachrichten. Aber diese Effekte sind meist nur temporär. Langfristig zählen andere Kräfte – das globale Wirtschaftswachstum, die Innovationskraft der Unternehmen und die langfristig steigenden Gewinne.
Genau deshalb setze ich seit Jahren auf ETFs und eine disziplinierte Buy-and-Hold-Strategie. Sie schützt Anleger davor, emotionale Fehlentscheidungen zu treffen – und hilft, systematisch Vermögen aufzubauen und zu erhalten.
Warum ETFs die klügere Wahl sind
Die herkömmliche Finanzberatung besteht zu einem großen Teil aus Geschichtenerzählen. Denn mit Geschichten kann man prima Finanzprodukte verkaufen. Das Resultat: Es gibt einige tausend sogenannte thematische Fonds, die auf spezifische Themen setzen: Z. B. künstliche Intelligenz oder Elektromobilität. Das Versprechen: Man steigt frühzeitig in einen heißen Trend ein und verdient viel Geld damit. Der aktuell vielleicht heißeste Trend: Rüstungsaktien.
Was dabei häufig unerwähnt bleibt: Keiner weiß, welcher Trend sich durchsetzen wird und welcher sich als Rohrkrepierer herausstellen wird.
Die Fakten: Wer auf aktiv gemanagte Fonds setzt, lässt in der Regel Geld liegen. Die Datenlage ist eindeutig:
- 98 % der aktiven Fonds schaffen es über zehn Jahre nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen.
- ETFs sind bis zu 90 % günstiger, weil sie keine teuren Fondsmanager beschäftigen.
- ETFs sind transparent, liquide und perfekt geeignet für ein diversifiziertes Portfolio.
Was tun bei Börsenchaos?
Ich empfehle: Überprüfen Sie Ihr Portfolio – aber nicht täglich. Sondern grundsätzlich.
Ein robustes Depot braucht keine ständige Umschichtung. Es braucht:
- Globale Diversifikation über 4 bis 8 ETFs
- Einen ausreichenden Liquiditätspuffer in Anleihen
- Klare Rebalancing-Regeln – und Disziplin in der Umsetzung
Wenn Sie diese Regeln befolgen, können Sie Krisen einfach aussitzen.
Warum Gold nicht die Lösung ist
Gold ist aktuell wieder „in“. Das kann man verstehen: Es wirkt greifbar, wertvoll, krisensicher. Aber Gold zahlt keine Zinsen. Keine Dividenden. Keine laufenden Erträge. Man muss auf Preisanstiege hoffen.
Das psychologische Problem: Gold steigt in der Regel in Krisenzeiten. Logischerweise müsste man seine Goldbestände dann im Moment der größten Unsicherheit verkaufen, um Gewinne zu realisieren. Das schaffen die wenigsten Anleger.
Wenn Sie möchten, dann halten Sie etwas Gold im Portfolio, z. B. 2 bis 5 % Ihrer Anlagesumme. Erwarten Sie aber nicht, damit mehr Geld als mit Ihren ETFs zu verdienen.
Fazit: Der richtige Mix besteht aus Strategie, nicht Produkten
Was hilft wirklich in unruhigen Zeiten?
- Kein Goldrausch.
- Kein neuer Fonds.
- Keine neue „revolutionäre Strategie“.
Sondern ein klar strukturiertes, günstiges und langfristiges ETF-Portfolio.
Buy-and-Hold ist nicht spektakulär. Aber es funktioniert. Und zwar nicht nur laut Statistik, sondern auch in der Lebensrealität meiner Kunden.
Deshalb sage ich:
Kursschwankungen? Ja.
Neue Produkte? Nein danke.
Ruhe, Struktur, Disziplin? Unbedingt.
Große Weine entstehen durch kontrolliertes Nichtstun. Große Wertpapiervermögen auch.
Den vollständigen Artikel aus DIE ZEIT, finden Sie hier zum Nachlesen (Download öffnen).

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.