Rekordjagd an den europäischen Börsen.
Das können Sie jetzt tun.


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Veröffentlicht am 16. Februar 2025

Die Wahl von Donald Trump am 5. November 2024 hat enorme Unsicherheit an den globalen Kapitalmärkten ausgelöst. Unzählige Marktbeobachter versuchen seitdem, Trumps Entscheidungen und deren Konsequenzen auf die Kapitalmärkte vorherzusagen.

Status-Update drei Monate nach der Wahl: Trump hat seit seiner Amtseinführung im Januar einige Drohungen wahr gemacht. Zum Beispiel will er Einfuhrzölle auf bestimmte Waren einführen. Ein Land, das Trump besonders auf dem Kieker zu haben scheint, ist Deutschland. Das ist unangenehm für uns, denn die US sind unser wichtigster Exportmarkt.

Zahlreiche Forschungsinstitute haben nun die möglichen Effekte von Handelskriegen auf diverse Handelspartner der USA geschätzt und kamen zu dem Ergebnis: So schlimm wie erwartet wird es möglicherweise gar nicht.

Die Reaktion der Aktienmärkte ist ziemlich deutlich. Was wir in den vergangenen Wochen, vor allem in Europa, beobachtet haben, wird in der Fachsprache als “Relief-Rally” bezeichnet. Auf Deutsch eine “Kursrallye der Erleichterung”. Frei nach dem Motto: “Das Schönste ist, wenn der Schmerz nachlässt.”

Der DAX hat sich besonders prächtig entwickelt und seit Jahresbeginn 16 neue Allzeithochs erreicht. Mit 22.513 Punkten hat der DAX bereits jetzt die Erwartungen aller 20 Banken übertroffen, die Ende letzten Jahres Prognosen zum DAX-Stand für Ende 2025 abgegeben hatten. Der Durchschnitt aller Prognosen lag bei 21.130 Punkten. Die höchste Prognose lag bei 22.100 Punkten. Die “Experten” sind damit zum wiederholten Male auf dem falschen Fuss erwischt worden.

Hier die Entwicklungen der wichtigsten Aktienindizes seit der US-Wahl am 5. November 2024.

DAX 40 (Deutschland): + 16,3 %
Euro Stoxx 50 (Europa): + 12,5 %
NASDAQ (US-Technologiewerte): + 9,3 %
S&P 500 (USA): + 5,7 %
MSCI World (Entwickelte Länder): + 5,6 %
FTSE All World (Welt): + 4,9 %
Nikkei (Japan): + 1,7 %
FTSE China A50 (China): – 2,7 %

Ob die positive Entwicklung der Europäischen Börsen und des DAX kurzfristig weiter geht, weiß keiner. Die Zeichen stehen jedoch nicht schlecht, denn es könnten einige Dinge passieren, die den Börsen einen weiteren Schub verleihen könnten:

  • Beendigung des Ukraine-Kriegs.
  • Weitere Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank.
  • Lockerung der Schuldenbremse in Deutschland zur Sanierung der Infrastruktur.

Überlegungen zur aktuellen Marktsituation

Der legendäre Investor Warren Buffett hat folgenden Ratschlag für Anleger:

“Der größte Fehler, den Anleger machen können, liegt darin, Kauf- oder Verkaufsentscheidungen von den aktuellen Schlagzeilen abhängig zu machen.”

Auch wenn es viele Anleger und Profis nicht wahrhaben wollen: Es ist unmöglich, kurzfristige Bewegungen der Kapitalmärkte vorherzusagen. Den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden ist ebenfalls nahezu unmöglich. 

Weil eigentlich immer Ungewissheit in der Welt und an den Kapitalmärkten besteht, sind Aktieninvestments auch häufig mit Unbehagen verbunden. Das ist aber vollkommen natürlich und Teil des Investierens. Das Glas scheint irgendwie immer halbleer. Laufen Aktien gut, dann sind sie zu teuer. Sind die Kurse im Keller, ist die Stimmung schlecht und man traut sich vielleicht nicht zu kaufen.

Schauen wir uns deshalb einmal die Grundprinzipien der Aktienanlage an:

Aktien haben in den vergangenen 100 Jahren über 7 % Rendite pro Jahr erzielt und sind damit eine sehr rentable Geldanlage gewesen.

Jeder, der sich ein bisschen mit Mathematik und Statistik auskennt, weiß, dass der “Durchschnitt” ein sehr gefährlicher Maßstab sein kann. Es kommt nämlich vor allem darauf an, wie sich die einzelnen Werte innerhalb der Grundgesamtheit verhalten haben.

Beispiel 1: Der MSCI World (circa 1.500 Aktien der Industriestaaten) wurde in den vergangenen Jahren vor allem von US-Tech-Unternehmen nach oben katapultiert. Inzwischen haben US-Aktien einen Anteil von 70 % am MSCI-World. Die US-Tech-Unternehmen haben einen Anteil von 26 %. In der Fachsprache wird dies als Klumpenrisiko bezeichnet. Vor allem auch deshalb, weil Tech-Aktien und der MSCI World im historischen Kontext sehr hoch bewertet (= “teuer”) sind.

Deshalb raten viele Marktbeobachter inzwischen von Investments in den MSCI World ab. Stattdessen sollten Anleger ihre Aktienanlagen breiter streuen und auch Schwellenländer und Nebenwerte einbeziehen. Dies ist übrigens eine Anlagephilosophie, die wir auch vertreten. Unsere Portfolios bestehen in der Regel aus 6.000 bis 10.000 Aktien. Der US-Anteil in unseren Portfolios liegt in der Regel bei maximal 50 %. 

Diversifikation ist weiterhin entscheidend: Aktie ist nicht gleich Aktie. Vielleicht überraschend: Die meisten Aktien bringen keine guten Renditen. So wurde der US-Aktienmarkt in den vergangenen Jahren vor allem von den “Glorreichen 7” angetrieben. Dies sind Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms (Facebook), Microsoft, Nvidia und Tesla. Der DAX wurde zum großen Teil von SAP hochgezogen. 

Wer diese Super-Aktien nicht im Portfolio hat, erzielt eine deutlich geringere oder gar keine Rendite. Das passiert übrigens den meisten Anlegern, die ihre Aktieninvestments in Eigenregie durchführen. Eine Studie der Goethe-Universität-Frankfurt hat gezeigt, dass Anleger durchschnittlich 5,6 % Rendite pro Jahr im Vergleich zu ihren Vergleichsindex verlieren. Vor allem durch die Wahl der falschen Aktien. Dadurch geht Anlegern ein Vermögen verloren.

Beispiel 2: Die vergangenen Jahre waren überdurchschnittlich lukrativ für Aktienanleger. Zahlreiche Analysten erwarten in den kommenden Jahren deshalb geringere Rendite an den Aktienmärkten. Das heißt: Die Aktienrenditen könnten in den kommenden Jahren auf durchschnittlich 6 % pro Jahr oder weniger sinken. In der Mathematik wird dieser Effekt als “Rückkehr zum Mittelwert” bezeichnet.

In einem Umfeld geringerer Aktienrenditen werden Anleihen dank der Zinswende wieder attraktiv. Zum Beispiel lassen sich mit Anleihen hoher Bonität aktuell Renditen von 3 % bis 4 % pro Jahr erzielen. Hochzinsanleihen bringen aktuell über 5 % pro Jahr und das mit deutlich geringeren historischen Schwankungen als Aktien.

Und jetzt?

Wir befinden uns seit Oktober 2022 in einem sogenannten Bullenmarkt, d. h. in einer Marktphase, in der die Aktienkurse um mindestens 20 % gestiegen sind. Der durchschnittliche Bullenmarkt hat in der Vergangenheit 5 Jahre angehalten, bis es zu einer Korrektur kam. Der aktuelle Bullenmarkt könnte also, statistisch betrachtet, noch mehr als zwei Jahre weiter laufen, bis es zu einer Korrektur kommt. Wer auf niedrigere Kurse wartet, könnte also noch lange warten.

Sie sind bereits in Aktien investiert und denken und investieren langfristig? Dann freuen Sie sich über die Kursgewinne und machen Sie weiter. Eventuell könnte es Sinn ergeben, dass Sie einen Teil Ihrer Aktien in Anleihen umschichten, um Gewinne mitzunehmen und das Risiko zu senken.

Sie wollen mit Aktieninvestments anfangen, sind sich aber unsicher, wie Sie starten sollen? Lassen Sie sich nicht von den täglichen Schlagzeilen verunsichern oder von den aktuellen Rekordkursen von der Aktienanlage abhalten. Die Aktienkurse werden in 10 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich höher stehen als heute. Und darauf kommt es an. Wenn Sie langfristig denken und anlegen, können Sie jetzt in Aktien investieren. Vielleicht investieren Sie aber nicht gleich Ihr ganzes Kapital auf einmal in Aktien, sondern beginnen schrittweise und investieren zu Anfang etwas mehr in Anleihen.

Es gilt die alte Schwimmbad-Regel: Springen Sie rein. Das Wasser wird nicht wärmer.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

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