Hüpfende tote Katze oder Schnäppchen?


Start » Der Finanz-Blog » Hüpfende tote Katze oder Schnäppchen?



Veröffentlicht am 13. April 2025

Die letzte Börsenwoche begann am Montag mit den heftigsten Kursrückgängen seit der Corona-Krise 2020. 

Der Grund waren die überraschend drastischen Zölle, die Donald Trump für Importe in die USA angekündigt hatte. Die Märkte befanden sich aufgrund der hohen Ungewissheit im Panik-Modus.

Am Mittwoch folgte dann genauso überraschend die Kehrtwende. Trump kündigte an, die Zölle für die meisten Staaten für 90 Tage auszusetzen. Mit einer großen Ausnahme: China.

Ausgelöst wurde der Sinneswandel unter anderem durch ein Fernseh-Interview von Jamie Dimon, dem Chef von J. P. Morgan, der vor einer ernsthaften Rezession in den USA gewarnt hatte. Auch ranghohe Politiker sollten Trump gedrängt haben, das Blutbad zu beenden. Vielleicht hat Trump auch auf seinen Kumpel Elon Musk gehört, der Peter Navarro, den Architekten von Trumps Zollinitiative, als „Vollidioten“ und „dümmer als einen Sack Ziegelsteine“ bezeichnet hatte.

Die Märkte reagierten euphorisch auf das Zoll-Moratorium und starteten eine Erholungsrally mit bis zu zweistelligen Tagesgewinnen. Gegen Ende der Woche gaben die Märkte die Gewinne jedoch teilweise wieder ab. Unter anderem aufgrund der Unsicherheit in Bezug auf den Handelskonflikt mit China.

Anleger fragen sich zu Recht, wie es weitergeht und was Sie tun sollen. 

Handelt es sich bei der Kurserholung der letzten Woche um einen “Dead-Cat-Bounce” (zu deutsch: den kleinen Hüpfer einer toten Katze, nachdem sie auf den Boden aufgeschlagen ist), d. h. eine kurzzeitige Kurserholung bevor es weiter runter geht?

Oder ist es Zeit, auf Schnäppchenjagd zu gehen?

Wie immer halte ich mich mit kurzfristigen Prognosen zurück. Vor allem, wenn es um Donald Trump geht. Wir haben vergangene Woche jedoch drei neue Dinge erfahren:

  1. Trump scheint nicht völlig beratungsresistent zu sein.
  2. Trump hat die Macht, die Kapitalmärkte drastisch zu bewegen. 
  3. Trump scheint sich auf China einzuschießen. 

Hier die drei grundsätzlichen Handlungsoptionen, die Anleger momentan haben. Was Sie tun, hängt am Ende von Ihren Zielen, Ihre Anlagestrategie und Ihrem Anlagehorizont ab.

Option 1: Verkaufen

Anleger, die denken, dass sich die Lage abermals verschlimmern wird, könnten verkaufen und versuchen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder einzusteigen. Hoffentlich zu geringeren Kursen.

Das Problem, wenn man aus dem Markt rausgeht: Wann geht man wieder rein? Idealerweise am Tiefpunkt. Der Tiefpunkt bringt jedoch in der Regel mit sich, dass die Stimmung komplett am Boden ist. Anleger sind dann oft so gelähmt, dass sie an alles andere denken, nur nicht an den Aktienkauf.

Um es kurz zu machen. Es gibt ganze Bibliotheken, die mit wissenschaftlichen Studien gefüllt sind, die belegen, dass dieses sogenannte “Market-Timing” nicht funktioniert. Einer der Gründe ist, dass eine Erholung sehr schnell passieren kann, wie wir gerade gesehen haben, und Investoren es nicht schaffen, die Erholung zu erkennen und rechtzeitig wieder einzusteigen.

Option 2: Stillhalten (Buy and Hold)

Was ist eigentlich ein diversifiziertes Aktien-Portfolio? Es ist eine Beteiligung an der gesamten Weltwirtschaft. Und die Weltwirtschaft wird durch Trumps Eskapaden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum Erliegen kommen. Die Welt dreht sich weiter.

Aktienanleger, die ihre Wertpapier-Portfolio sauber konstruiert haben, müssen keine Angst vor der aktuellen Krise haben. Mit sauber konstruiert meine ich:

  • Man hat nur Geld in Aktien investiert, das man für längere Zeit nicht braucht.
  • Das Aktienportfolio ist mit ETFs global breit diversifiziert und beinhaltet mehr als 6.000 Aktien 
  • Man hat einen ausreichenden Liquiditätspuffer in Form von kurzlaufenden Anleihen hoher Bonität.

Falls man diese Kriterien erfüllt, kann man die aktuelle Krise einfach aussitzen. Denn, statistisch betrachtet, werden die Aktienmärkte in 10 Jahre wahrscheinlich deutlich höher stehen als heute.

Option 3: Nachkaufen (Buy the Dip)

Anleger können die aktuellen Kursrückgänge nutzen, um Aktien zu kaufen. Sieht man sich die aktuellen Bewertungen an, könnte diese Strategie vor allem außerhalb der USA und für Nebenwerte sinnvoll sein.

Fazit

Ich wiederhole meine Empfehlung der letzten Woche: Keine Panik!

Wir haben es mit einer von Trump ausgelösten Krise zu tun, die er mit einem Tweet beenden könnte.

Soweit ist es aber noch nicht. Der Ausgang des Handelskonflikts ist weiterhin offen und die Kapitalmärkte mögen keine Ungewissheit.

Die Märkte könnten in den nächsten Wochen und Monaten deutlich volatiler als üblich sein. Die Kehrtwende Trumps könnte jedoch ein Zeichen sein, dass ihm klar geworden ist, wie schädlich und gefährlich ein Handelskrieg sein würde. Auch für ihn und die Republikaner. Denn die große Mehrheit der Amerikaner setzt bei der Altersvorsorge auf Aktien. Hohe Kursverluste an den Aktienmärkten könnten die Republikaner bei den Wahlen im nächsten Jahr Stimmen kosten.

Achim Teske Achim Teske

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.

Alle Beiträge von Achim Teske