Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, von der Süddeutschen Zeitung zum Thema „Finanzen für junge Menschen – Der Weg zur ersten Geldanlage“ interviewt zu werden. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie man als Anleger – ob jung oder alt – die größten Fallstricke vermeidet.
Hier meine Kernaussagen:
- Geldanlage muss nicht kompliziert sein.
- Man braucht keine zweistellige Anzahl von Fonds.
- Wir suchen nicht die Nadel im Heuhaufen – wir kaufen den Heuhaufen.
Den vollständigen Artikel finden Sie HIER. Leider hinter der Paywall.
Weil der Betrag leider nicht frei zugänglich ist und weil diese Art von Interview naturgemäß kurz gehalten werden muss, teile ich heute 11 unangenehme Wahrheiten zur Geldanlage, die jeder Anleger kennen sollte. Vor allem Anleger Ü50.
- Niemand kann die Zukunft vorhersagen.
Weder sogenannte Experten, Banker, Berater noch Börsenmagazine wissen, welche Aktie, welches Produkt oder welcher Fonds in den kommenden Jahren am besten laufen wird. Lassen Sie sich von Prognosen nicht blenden. Wie überzeugend sie auch klingen mögen. Niemand hat eine Glaskugel. - Komplizierte Produkte sind selten besser.
Viele Finanzprodukte sind absichtlich kompliziert gestaltet. Komplexität nützt meist nicht dem Kunden, sondern den Produktanbietern und den Vermittlern, die damit höhere Kosten und Provisionen verstecken können. - Je mehr Fonds, desto unübersichtlicher – nicht besser.
Viele Anleger-Depots werden mit 10 bis 20 Fonds bestückt. Manchmal noch mehr. Das ist in der Regel kontraproduktiv. Niemand braucht mehr als vier bis sechs breit streuende und kostengünstige ETFs für eine solide Geldanlage. - Gemanagte Fonds schlagen den Markt (fast) nie.
Zahlreiche Studien belegen: Über einen Zeitraum von zehn Jahren schaffen es 98 % aller aktiv gemanagten globalen Aktienfonds nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Gleichzeitig sind sie bis zu 10 Mal teurer als ETFs. Ein Trauerspiel. - Provisionen und versteckte Kosten fressen die Rendite.
Provisionsbasierte Beratung, teure Fonds, versteckte Gebühren – all das mindert Ihre Rendite Jahr für Jahr. Transparente Kosten und unabhängige Beratung zahlen sich langfristig aus. Eine Studie der Universität Regensburg hat ergeben, dass Anleger 90 % mehr Vermögen aufbauen können, wenn sie von provisonsbasierten Fonds zu ETFs wechseln. - Garantien sind teuer und bieten oft Scheinsicherheit.
Produkte mit „Kapitalgarantie“ oder ähnlichen Zusagen sind meist teuer und werfen wegen der Sicherungskomponenten wenig Rendite ab. Die Inflation frisst die garantierten Erträge oft still und leise auf. - Auch Immobilienfonds bergen Risiken.
Was als sicher verkauft wird, ist nicht immer sicher. Die jüngsten Skandale um Immobilienfonds zeigen: Kein Investment ist frei von Risiko. - Steuerliche Vorteile sind kein Selbstzweck.
Steuerliche Gestaltung ist wichtig – aber nie das Hauptargument für ein Finanzprodukt. Eine schlechte Anlage bleibt schlecht, auch wenn sie Steuern spart. Dies gilt vor allem für Rürup-Renten (Basisrenten) und Verträge der betrieblichen Altersvorsorge. Aktuell werden Photovoltaik-Investments stark beworben. Auch hier steckt der Teufel häufig im Detail, d. h., im Kleingedruckten. - Rendite und Risiko gehören immer zusammen.
Wer höhere Renditen will, muss auch mit Schwankungen leben können. Es gibt keine risikolose Top-Rendite. Oder wie Andre Kostolany sagte: „Börsengewinne sind Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen und dann das Geld.“ - Langfristigkeit schlägt Timing.
Markttiming funktioniert langfristig nicht. Viel entscheidender ist, investiert zu bleiben und nicht in Panik zu verkaufen. Für langfristig orientierte Anleger ist der beste Zeitpunkt, um Aktien zu kaufen: Heute. - Die größten Verluste entstehen durch Emotionen.
Panikverkäufe, Gier, Angst und Herdentrieb sind die Hauptgründe dafür, dass viele Privatanleger (deutlich) hinter den Märkten zurückbleiben. Eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt hat gezeigt, dass Privatanleger durchschnittlich 5,6 % Rendite pro Jahr verlieren, weil sie die falschen Aktien und Fonds kaufen und häufig umschichten, was Steuern auslöst. Eine klare Strategie und Disziplin sind wichtiger als jede Produktwahl.
Fazit
Wer sich an diesen 11 Wahrheiten orientiert, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich erfolgreicher bei der Geldanlage sein.
Gute Geldanlage ist oft langweilig. Große Weine entstehen durch kontrolliertes Nichtstun. Große Vermögen auch.

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.