Nach 16 Jahren Merkel-Mehltau und drei Jahren Alptraum-Ampel befindet sich Deutschland in der tiefsten Krise seit dem 2. Weltkrieg.
- Für unser Wirtschaftswachstum hatte China gesorgt.
- Unsere Verteidigung hatten wir an die USA delegiert.
- Unsere (günstige) Energieversorgung wurde von Russland übernommen.
Alles vorbei. Der perfekte Sturm. Wir stehen vor einem Scherbenhaufen.
In den kommenden Jahren gehen dann noch die Babyboomer in den Ruhestand, was die jetzt schon angespannte Lage der gesetzlichen Rentenversicherung verschärfen wird. Zur Erinnerung: Schon heute fließt rund ein Viertel des Bundeshaushalts in die gesetzliche Rentenversicherung, um das Beitragsdefizit auszugleichen. Tendenz steigend. Zahlreiche Experten warnen, dass dies nicht mehr lange gut gehen wird.
Liest man die Parteiprogramme und sieht sich die Fernsehduelle an, kommt wenig Hoffnung auf. Der ernsthafte politische Wille für die Transformation, die unser Land braucht, ist nicht erkennbar.
Hier versagt der Wahl-O-Mat
Als Vorbereitung auf die Bundestagswahl habe ich den Wahl-O-Mat ausprobiert. Mir ist klar, dass man es nicht allen recht machen kann und Menschen unterschiedliche Prioritäten haben.
Ich beurteile das Thema “Bundestagswahl” beispielsweise aus der Sicht eines Unternehmers, Vermögensverwalters und Investors. Aus dieser Perspektive hat mich die Auswahl der Wahl-O-Mat-Fragen, genauer gesagt das Weglassen wichtiger Fragen, überrascht.
Zum Thema Geld, Steuern und Vermögen werden nur drei Fragen (von 38) gestellt.
- Wer soll die Grundsteuer zahlen?
- Sollen die Mietpreise begrenzt werden?
- Soll der Spitzensteuersatz angehoben werden?
Ich halte diese drei Fragen für kontraproduktiv.
Anstatt über eine Mietpreisbremse oder die Umlage der Grundsteuer zu sprechen, sollte es eher darum gehen, wie wir den Wohnungsbau ankurbeln, damit ausreichend Wohnraum geschaffen wird. Denn zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Mietpreisbremsen aus vielen Gründen nicht funktionieren. Helfen kann bei Wohnungsknappheit nur der Markt, d. h. ein größeres Angebot an Wohnraum. Dazu braucht es faire und zuverlässige Rahmenbedingungen.
Eine Anhebung des Spitzensteuersatzes halte ich ebenfalls für fragwürdig. Deutschland hat bereits die zweithöchsten Steuern und Sozialabgaben weltweit (hinter Belgien). Auf der anderen Seite ist die Mitarbeiterzahl im öffentlichen Dienst seit 2005 um 15 % auf 5,3 Millionen angestiegen. Vielleicht sollte hier erst einmal der Rotstift angesetzt werden, bevor die Steuern erhöht werden. Stichwort: Bürokratieabbau.
Wie sich Anleger schützen können
Falls Sie, so wie ich, skeptisch sind, dass unsere Politiker es schaffen werden, das Ruder herumzureißen, dann können Sie folgendes tun, um sich zu schützen:
Sie bauen möglichst viel Vermögen auf, so dass Sie nicht auf andere angewiesen sind.
Frei nach dem Motto von Clinton Jones: “Ich war noch nie in einer Situation, wo Geld zu besitzen die Situation schlimmer gemacht hätte.”
Am besten lässt sich Vermögen mit Aktien und Immobilien aufbauen. Diese beiden Anlageformen haben in den vergangenen 100 Jahren die mit Abstand höchsten Renditen erzielt.
In Deutschland profitieren Immobilien und Aktien außerdem von steuerlichen Vorteilen:
- Falls Sie eine fremdgenutzte Immobilie 10 Jahre in ihrem Privateigentum gehalten haben, zahlen Sie keine Steuern auf den Verkaufsgewinn.
- Wertpapiererträge werden derzeit mit 25 % “Abgeltungssteuer” plus Soli versteuert, insgesamt 26,375 %. Falls Sie in Fonds investieren und die Aktienquote des Fonds bei über 51 % beträgt, erhalten Sie außerdem eine 30-prozentige Teilfreistellung auf Ihre Kapitalerträge. Sie zahlen also nur 18,5 % Steuern.
Interessanterweise schweigt der Wahl-O-Mat gerade bei diesen beiden Themen. Obwohl einigen Parteien die aktuellen Regelungen bei Immobilien und Aktien ein Dorn im Auge sind.
Konkret: Einige Parteien planen, die Steuern für Wertpapier-Erträge und Immobilienverkäufe deutlich anzuheben.
Die SPD, BSW und die Linke wollen die Steuerfreiheit beim Verkauf von fremdgenutzten Immobilien abschaffen.
Das sagen die Wahlprogramme der großen Parteien zur Besteuerung von Wertpapiererträgen. Beispielhaft habe ich die jeweilige Steuerlast für einen 100.000 Euro Ertrag berechnet:
- CDU/CSU: 26.375 Euro Steuern (keine Änderung, Abgeltungssteuer bleibt)
- SPD: Bis zu 45.000 Euro Steuern (Abschaffung der Abgeltungssteuer, stattdessen Besteuerung mit dem persönlichen Einkommensteuersatz, d. h. bis zu 45 %)
- AfD: Circa 25.000 Euro Steuern (22 % plus eine unbestimmte „Gemeindewirtschaftssteuer“)
- Grüne: Bis zu 45.000 Euro Steuern (Abschaffung der Abgeltungssteuer, stattdessen Besteuerung mit dem persönlichen Einkommensteuersatz, d. h. bis zu 45 %)
- Die Linke: Bis zu 75.000 Euro Steuern (Abschaffung der Abgeltungssteuer, stattdessen progressive Besteuerung)
- FDP: 26.375 Euro Steuern (keine Änderung, Abgeltungssteuer bleibt)
Fazit
Wenn man auf Kapitalerträge angewiesen ist, um einen entspannten Ruhestand zu genießen (wahrscheinlich die meisten von uns), sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Kapitalmarkt-skeptischen (-feindlichen?) Parteien einen ein Vermögen kosten könnten.

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.