Start » Der Finanz-Blog »
„Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.“
Dieses bekannte Bonmot wird gleich mehreren berühmten Männern zugeschrieben, zum Beispiel George Bernard Shaw, Winston Churchill und Nils Bohr.
Am vergangenen Donnerstag hat sich das Sprichwort mal wieder bewahrheitet. Und zwar in Bezug auf die Leitzinsen in Europa.
Denn die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen bei 3,75 % belassen. Bis vor kurzem waren viele professionelle Investoren davon ausgegangen, dass die Zinsen in Europa 2024 deutlich sinken würden. Und hatten sich entsprechend positioniert.
Die hartnäckig hohe Inflation in Europa hat Ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Anstatt zu fallen, sind die langfristigen Zinsen in Europa in den vergangenen Monaten sogar leicht angestiegen. Viele Investoren sind auf dem falschen Fuss erwischt worden.
Besorgniserregend ist vor allem die Inflation bei Dienstleistungen, die aktuell bei über 4 % liegt. Sie spiegelt die starken Lohnerhöhungen in vielen Dienstleistungssektoren wider.
Die Inflation hat ihren Höhepunkt im Oktober 2022 mit 8,8 % erreicht. Seitdem ist sie auf 2,2 % gefallen (Juni 2024). Dieser Rückgang ist jedoch kein Grund, sich in Ruhe zu wiegen. Ganz im Gegenteil.
Weil die langfristigen Folgen der Inflation häufig unterschätzt werden, gehen wir im heutigen Beitrag auf die größten Missverständnisse bei der Inflation ein. Sie erfahren auch, wie Sie sich vor der Inflation schützen können.
Was Sie über die Inflation wissen sollten
Die Inflation hat in den letzten Monaten spürbar nachgelassen, und viele Menschen atmen erleichtert auf. Sie warten erst einmal ab und hoffen, dass die schwierigen Zeiten bald vorbei sind. Doch genau hier liegt der vielleicht größte Denkfehler bei der Inflation: Diese ist keine vorübergehende Erscheinung, sondern ein stetiger Begleiter unserer Wirtschaft – vergleichbar mit einem Naturgesetz.
Viele Jahre haben wir die Inflation kaum wahrgenommen, weil sie so niedrig war. Aber selbst eine Inflation von nur 1 % sorgt dafür, dass wir über einen Zeitraum von 30 Jahren ungefähr ein Viertel unserer Kaufkraft verlieren. Bei 2 % Inflation verlieren wir in 30 Jahren sogar rund 60 % unserer Kaufkraft.
Entscheidend für die Bewertung der Inflation ist der Verbraucherpreisindex (VPI). Dieser Index misst die durchschnittliche Preisentwicklung der Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten gekauft werden. Auch wenn die Inflation zuletzt langsamer ansteigt, bedeutet dies nicht, dass die Preise sinken.
Ihnen ist das wahrscheinlich klar, aber ich sage es trotzdem zur Sicherheit: Wenn die Inflation zurückgeht, heißt das nicht, dass die Dinge günstiger werden. Die Preise von Waren und Dienstleistungen steigen nur langsamer.
Konkret: 2020 lag der Verbraucherpreisindex bei 100. Aktuell liegt er bei 119.
Mit anderen Worten: Unser Leben ist in den vergangenen 4 Jahren um fast 20 % teurer geworden. Und zwar dauerhaft. Das hat enorme Auswirkungen auf unsere finanzielle Zukunft.
Stark gestiegene Kosten in der Pflege
Ein besonders großer Unsicherheitsfaktor ist die Pflege. Die Pflegeversicherungen sind bereits am Limit. Eine weitere Anhebung der Beiträge ist dringend nötig, um die steigenden Kosten durch die demografische Alterung, aber auch den Fachkräftemangel zu kompensieren.
Doch schon heute ist der Eigenanteil für viele Menschen kaum noch zu bezahlen. Eine vor kurzem veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass die Kosten für Pflegebedürftige in Heimen rasant gestiegen sind. Der Eigenanteil beträgt im Bundesdurchschnitt aktuell monatlich 2.871 Euro für das erste Jahr im Heim. Das sind 211 Euro oder 8,3 % mehr als ein Jahr zuvor.
Explodierende Mieten
Die höheren Zinsen haben auch für ernsthafte Probleme auf dem Immobilienmarkt gesorgt. Der Neubau ist massiv eingebrochen. Parallel gehen die Mieten durch die Decke. Diese Woche bekam ich eine Anfrage einer Mandantin aus Süddeutschland, deren Tochter in Kürze in Hamburg studiert. Die monatelange Suche nach einer Wohnung war erfolglos geblieben. Sie war verzweifelt.
Durch reinen Zufall hatte ein befreundeter Immobilieninvestor einen Leerstand, der just an diesem Tag veröffentlicht worden war. Sein Kommentar:
„Ihr habt sowas von Glück gehabt. Es zieht kaum jemand aus. Wenn wir eine Wohnung inserieren, bekommen wir innerhalb von 2 Stunden rund 300 Anfragen mit 50 Blindzusagen, inkl. ausführlichem Lebenslauf der Bewerber.“
Vermögensschutz durch Aktien
Ein vermeintlich angenehmer Nebeneffekt der anhaltend hohen Inflation sind die aktuell vergleichsweise hohen Tagesgeld- und Festgeldzinsen. Nicht selten befeuert durch temporäre Sonderaktionen von Finanzdienstleistern, die neue Kunden werben wollen.
Bei genauerer Betrachtung sind die vermeintlich attraktiven Zinsen aber nur ein Zuckerrausch nach jahrelanger Zins-Abstinenz. Denn mit zinsbasierten Produkten lässt sich real, d. h. unter Berücksichtigung von Steuern und Inflation, kaum Vermögen aufbauen (Ausnahme: Hochzinsanleihen).
Um der Inflation erfolgreich zu begegnen, führt kein Weg an Aktien vorbei. Aktienmärkte bieten einen robusten Schutz gegen Inflation. Sie repräsentieren reale Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen verkaufen, deren Preise im Zuge der Inflation ebenfalls steigen. Dies bedeutet, dass die Gewinne der Unternehmen und damit auch die Aktienkurse tendenziell mit der Inflation wachsen.
Beispielsweise haben sich die Gesamtgewinne der DAX-Unternehmen in den vergangenen 20 Jahren verachtfacht. Naturgemäß ist der DAX parallel gestiegen. Denn die Unternehmensgewinne sind der Haupttreiber der Aktienkurse.
Seit der ersten Zinserhöhung der EZB im Juli 2022 ist der globale Aktienindex MSCI World übrigens um 33 % gestiegen. Mit einem sicheren Festgeld hat man nur einen Bruchteil dieser Rendite erzielt.
Und jetzt?
Die Inflation wird nicht weggehen. Sie ist ein bisschen wie die Zuckerkrankheit. Unangenehm, aber nicht zu schmerzhaft. Doch wenn man nicht aufpasst, ist irgendwann der Fuß ab.
Sie werden wahrscheinlich deutlich mehr Geld für einen standesgemäßen Ruhestand benötigen, als Sie vermuten. Denn entgegen der allgemeinen Annahme, dass das Leben im Ruhestand günstiger wird, haben zahlreiche Studien ergeben, dass dies nicht der Fall ist.
Anleger sollten daher nicht auf fallende Inflationsraten vertrauen. Oder ein totes Pferd reiten und ihr Geld längerfristig in Festgeld oder Tagesgeld parken. Stattdessen gilt es, selbst die Initiative zu ergreifen und die eigene Anlagerendite zu erhöhen. Dies beginnt mit der sauberen Analyse bestehender Kapitalanlagen.
Unsere Erfahrung aus der Überprüfung von über 3.000 herkömmlichen Kapitalanlagen: 92 % dieser Kapitalanlagen waren nicht oder nur bedingt zum Vermögensaufbau geeignet.
Die Hauptgründe: Hohe Kosten und/oder schlechte Verzinsung. Dies gilt vor allem für Lebens- und Rentenversicherungen. Aber auch für Wertpapierdepots, die häufig mit teuren gemanagten Fonds bestückt werden, die ihr Geld nicht wert sind.
Das durch die Überprüfung freigesetzte Kapital kann dann in Aktien investiert werden. Dies ist der vielversprechendste Weg, um langfristig Vermögen aufzubauen und vor Inflation zu schützen. Denn Aktien haben in den vergangenen 120 Jahren durchschnittlich 7,3 % Rendite erzielt. Damit waren sie die Anlageklasse mit der höchsten durchschnittlichen Rendite pro Jahr. Deutlich vor Immobilien, Anleihen, Rohstoffen und Gold.
Falls Sie Unterstützung bei der Prüfung Ihrer Kapitalanlagen wünschen oder falls Sie erfahren möchten, wie Sie Ihr Geld besser anlegen können, dann buchen Sie jetzt Ihr kostenfreies Informationsgespräch.

Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.