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Der Wunsch nach Sicherheit ist einer der Hauptgründe für den Abschluß einer Lebensversicherung oder einer Rentenversicherung zur Altersvorsorge. Dieser Wunsch ist gut nachvollziehbar. Der Wunsch endet leider häufig mit einer großen Enttäuschung, weil Versicherungen hochkomplexe Finanzprodukte sind, die am Ende selten halten, was sie versprechen.
Was vielen Kunden nicht erklärt worden ist: Lebensversicherungen, Rentenversicherungen und bestimmte Verträge der betrieblichen Altersvorsorge haben teilweise gravierende Nachteile.
In diesem Beitrag enthüllen wir diese Nachteile und Sie erhalten klare Handlungsanweisungen, wie Sie sicherstellen können, dass Ihre Versicherung nicht zu einem finanziellen Desaster für Sie wird.
Das ungeahnte Risiko
Versicherungsunternehmen gelten gemeinhin als sehr sicher. Aber auch sie können in finanzielle Schwierigkeiten geraten oder sogar pleitegehen.
Genau das ist diese Woche passiert: Der Versicherer FWU Life Insurance hat Insolvenz angemeldet. Rund 300.000 Kunden sind potenziell betroffen. Die Aufsichtsbehörde hat inzwischen ein Auszahlungsverbot verhängt. Es wurde ein Insolvenzverwalter bestellt, der sich aktuell Klarheit verschafft. Die Kunden kommen derzeit nicht an ihr Geld. Wann und wie viel Geld die Kunden am Ende erhalten werden, ist unklar.
Die Insolvenz eines Versicherers ist ein Extremfall und passiert nicht oft. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass Versicherer sich verkalkulieren oder mit dem Geld ihrer Kunden verspekulieren und dadurch finanzieller Schaden entsteht. Für den in der Regel am Ende die Versicherungskunden gerade stehen.
Die letzten beiden prominenten Problemfälle waren die Pensionskasse der Caritas und die Pensionskasse der Steuerberater. Beide waren in finanzielle Schwierigkeiten geraten und wurden von der Aufsichtsbehörde BaFin geschlossen. Einige Kunden mussten daraufhin Rentenkürzungen von bis zu 20 % hinnehmen.
Diese Fälle zeigen eine rechtliche Besonderheit von Lebensversicherungen, die den meisten Kunden nicht bewusst ist: Das Geld, das Sie in eine Versicherung einzahlen, fließt in das sogenannte Sicherungsvermögen. Dieses gehört rechtlich nicht mehr Ihnen, sondern es gehört dem Versicherer. Das Finanzministerium klärt auf:
“Das Sicherungsvermögen spiegelt die vom Versicherungsunternehmen für die Versicherungsnehmer organisierten Sparvorgänge. Es ist Teil des Vermögens eines Versicherungsunternehmens (…). Es ist somit Eigentum des Versicherungsunternehmens und nicht ein sogenanntes Sondervermögen (…).
Im Klartext: Sie verlieren die Kontrolle über ihr Geld, wenn Sie es einem Versicherer anvertrauen. Im Insolvenzfall kann das sehr kostspielig für Sie werden. Was Ihnen passieren kann, wenn Ihr Versicherer in Schwierigkeiten gerät, wird u. a. in § 314 VAG geregelt:
“Alle Arten von Zahlungen, besonders Versicherungsleistungen, Gewinnverteilungen und bei Lebensversicherungen der Rückkauf oder die Beleihung des Versicherungsscheins sowie Vorauszahlungen darauf, können zeitweilig verboten werden.”
und
„Die Pflicht der Versicherungsnehmer, die Versicherungsentgelte in der bisherigen Höhe weiterzuzahlen, wird durch die Herabsetzung nicht berührt.“
Sie haben richtig gelesen. Falls Ihr Versicherer Probleme bekommt, kommen Sie wahrscheinlich erst einmal nicht mehr an Ihr Geld. Sie müssen trotzdem weiter Ihre Beiträge zahlen. Kein guter Deal für Sie.
Der Vorteil von Direktanlagen in ETFs und Fonds
Wenn Sie Ihr Geld direkt in Fonds oder ETFs investieren, sind Sie rechtlich deutlich besser gestellt. Denn Ihr Investment ist ein sogenanntes Sondervermögen. Das sagt das Finanzministerium:
“Das Sondervermögen von Investmentgesellschaften ist vom Vermögen der Investmentgesellschaft getrennt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das eingelegte Kapital der Anleger vor dem Zugriff der Investmentgesellschaft selbst und vor dem Zugriff von Gläubigern (im Insolvenzfall) geschützt ist.”
Im Klartext: Wenn Sie in ETFs oder Fonds investieren, ist Ihr Geld im Insolvenzfall sicher.
Die Garantien der Versicherer sind nicht immer garantiert
Ein weiteres Verkaufsargument für Versicherungen war in der Vergangenheit, dass nur Rentenversicherungen das Langlebigkeitsrisiko abdecken. Mit anderen Worten: Man bekommt eine garantierte monatliche Zahlung bis zum Tod und vermeidet, dass einem im hohen Alter das Geld ausgeht. Dies ist ein verständlicher Grund für den Abschluss einer Rentenversicherung.
Leider ist auf diese Versprechen der Versicherer oft auch kein Verlass mehr. Und zwar aus zwei Gründen:
- Versicherer können die ursprünglich gemachten Garantien unter Umständen einseitig aufkündigen und die Rentenzahlungen kürzen. Uns sind Fälle bekannt, bei denen namhafte Versicherer, z. B. die Allianz oder die Deutsche Ärzteversicherung, die Renten ihrer Kunden sogar schon zwei Mal gekürzt haben.
- Versicherungen, die in den letzten 10 Jahren abgeschlossen wurden, haben oft sehr geringe Rentenfaktoren. Kunden müssen in vielen Fällen deutlich über 100 Jahre alt werden, damit die Verträge sich finanziell lohnen.
Der Sündenfall der Versicherer
Einige Versicherer haben sogar komplett die Lust an Lebens- und Rentenversicherungen verloren. Sie verkaufen ihre Verträge, und damit auch ihre Kunden, an professionelle Abwicklungsgesellschaften. In der Fachsprache heißt dies “Run-Off”. Auf Deutsch: Bestandsabwicklung.
Grundsätzlich: Ein Run-Off muss nicht unbedingt nachteilig für Sie sein, wenn der neue Eigentümer besser arbeitet als der ursprüngliche Versicherer. Das sollte in meiner Erfahrung meistens nicht sehr schwierig sein. Die Latte hängt in der Regel ziemlich niedrig.
Aber man sollte sich als Versicherungskunde, der seine Altersvorsorge einem flüchtigen Versicherer angetraut haben, vielleicht doch fragen, warum der Versicherer einen unbedingt loswerden will.
Was weiß der Versicherer, was ich nicht weiß?
Hier eine Liste der Lebensversicherer, die ihre Kunden verkauft haben:
ARAG Lebensversicherung
Asstel
AXA
Basler Leben
Clerical Medical
Delta Lloyd
Entis
ERGO
Generali Leben
Hamburg Mannheimer
Heidelberger Leben (MLP)
Mannheimer Leben
Proxalto
Scottish Widows
Skandia
Victoria
Volksfürsorge
Die Zurich Versicherung (u. a. Partner der Deutschen Bank) hat dieses Jahr ebenfalls versucht, einen Teil ihrer Kunden zu verkaufen. Ihr wurde jedoch von der Aufsichtsbehörde BaFin ein Strich durch die Rechnung gemacht. Denn die BaFin hatte wohl Zweifel an der Zuverlässigkeit des geplanten Käufers, der Abwicklungsgesellschaft Viridium. Hinter Viridium steht mehrheitlich der britische Finanzinvestor Cinven.
Laut Presseberichten wurde der Verkauf von der BaFin untersagt, weil Cinven für die Schieflage eines italienischen Versicherers verantwortlich sein soll. Cinven habe sich geweigert, diesem Versicherer genügend neues Kapital zur Verfügung zu stellen, so dass der Versicherer schließlich zerschlagen wurde.
Falls Ihnen der Name Viridium nichts sagt, dann kennen Sie vielleicht die Versicherer, die zu Viridium gehören:
Entis (vormals Mannheimer Versicherung), Heidelberger Leben, Proxalto (vormals Generali Leben, inkl. Volksfürsorge) und Skandia.
Falls Sie Kunde bei einem dieser Versicherer sind, wurden Sie an ein Konglomerat verkauft, das aktuell als nicht ausreichend zuverlässig gilt, um weitere Versicherungsbestände aufzukaufen. Nicht unbedingt ein Vertrauensbeweis der Aufsichtsbehörde. Und eher beunruhigend für die Kunden dieser Versicherer.
Und jetzt?
Wir haben in den vergangenen sieben Jahren über 3.000 Lebens- und Rentenversicherungen überprüft. Die Ergebnisse haben uns schockiert:
- jeder 2. Vertrag befand sich in der Verlustzone, oft nach über 20 Jahren
- nur jeder 12. Vertrag hatte eine Rendite, die sich oberhalb der Inflationsrate befand
Mit anderen Worten: In unserer Erfahrung sind über 90 % aller Lebensversicherungen und Rentenversicherungen und Verträge der betrieblichen Altersvorsorge nicht zum realen Vermögensaufbau geeignet.
Hinzu kommen die oben beschriebenen rechtlichen Nachteile im Fall einer Schieflage des Versicherers.
Unsere Empfehlung: Falls Sie Versicherungen zur Geldanlage nutzen und kein Risiko eingehen möchten, dann überprüfen Sie jetzt Ihre Verträge.
Denn eine Lebensversicherung ist ein Vertrag, der nicht selten über 40 Jahre oder länger abgeschlossen wird. Rentenversicherungen können noch längere Laufzeiten haben. In so einem langen Zeitraum kann viel passieren.
Wichtig: Lassen Sie die Überprüfung auf keinen Fall von der Person durchführen, die Ihnen den Vertrag vermittelt hat. Wir möchten niemandem etwas unterstellen, aber von dieser Person werden Sie wahrscheinlich keine neutrale Einschätzung erhalten. Zum Beispiel, weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine laufende Bestandsprovision vom Versicherer erhält, um Sie bei der Stange zu halten.
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Achim Teske ist einer von nur rund 200 echten unabhängigen Honorar-Anlageberatern in Deutschland. Der Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann hat 16 Jahre für globale Investmentbanken gearbeitet, darunter 10 Jahre in London und 6 Jahre in Singapur. Zuletzt war er Managing Director und Leiter des Portfolio Managements für Asien-Pazifik. Seit 2017 ist er Honorarberater. 2019 wurde er in den DIN-Normenausschuss für Finanzdienstleistungen berufen.